Weihnachten steht vor der Tür und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Für die einen ist Weihnachten das Fest der Liebe, der Freude und Besinnlichkeit. Für andere eine Zeit voller Stress, Einsamkeit oder Trauer. Im Gemeinderat steht in dieser Zeit immer die Budgetdebatte an. Dieses Jahr wurden sie an zwei Tagen von jeweils 14 Uhr bis 23.30 Uhr geführt. Gegen Schluss des zweiten Tages schienen die Gemüter sehr aufgeheizt zu sein. Die Stimmung war angespannt und es gab einige Voten, die klar unter der Gürtellinie lagen. Die Liebe, Freude und Besinnlichkeit der Weihnachten waren an diesem Abend weit entfernt.
Ich werde von Freunden immer mal wieder gefragt, wieso ich unter diesen Umständen im Gemeinderat bin. Wie schaffe ich es, im Rat zu sitzen und mir solche Dinge anzuhören, ohne die Fassung zu verlieren? Der Grund ist derselbe, weswegen ich bei der EVP bin und weswegen wir Weihnachten überhaupt feiern. An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu, des Sohn Gottes, der aufgrund seiner Liebe zu uns sein Leben am Kreuz gab. Dies, damit uns alles vergeben ist, was wir jemals falsch gemacht haben oder noch falsch machen werden.
Was hat das mit der EVP oder gar Politik zu tun? Ein Wert, welcher besonders auch von linken Parteien getragen wird, ist die Liebe und Annahme der Mitmenschen. Dieser Wert vertritt auch die EVP. Mir ist es aber wichtig, nicht einfach zu lieben und andere anzunehmen, weil das ein schöner Wert ist und er sich richtig anfühlt. Weil ich selbst geliebt werde und mir vergeben wurde, ohne dass ich jemals etwas dafür getan habe, möchte ich die Personen um mich herum ebenfalls lieben und annehmen. Auch wenn sie mir gegenüber nichts getan haben, was diese Liebe rechtfertigt. Ja sogar auch dann, wenn sie das Gegenteil tun, um aus meiner Sicht Liebe zu verdienen. Jemanden zu lieben oder anzunehmen, ist eine Entscheidung, die man nicht fällen sollte, weil diese Person die Liebe aus unserer Sicht verdient hat. Denn wir selbst tun oft Dinge, die es nicht rechtfertigen würden, dass andere uns lieben oder annehmen.
In einer Welt, in der es so viel Ablehnung, Hass und Abwertung gibt, ist diese Liebe und Annahme umso wichtiger. Das gilt auch für die Politik und den Gemeinderat. Wie sollen wir gemeinsam zu guten Lösungen kommen, wenn wir uns gegenseitig beleidigen, abwerten und mit Rechthaberei um uns werfen, weil wir anderer Meinung sind? Wenn wir unsere Mitmenschen trotz Fehler und Meinungsverschiedenheiten annehmen, können wir ein wertschätzendes und respektvolles Klima schaffen und darin gemeinsam die besten Lösungen erarbeiten. Dort hinzukommen, ist nicht einfach, aber es lohnt sich.