Menschen, die sich entschliessen ihren letzten Lebensabschnitt in einem Altersheim zu verbringen, müssen auf viel verzichten. Obwohl sie einerseits in einem geschützten Rahmen betreut werden, gilt es für sie Abschied zu nehmen von der gewohnten Umgebung, der Wohnung und geliebten Gegenständen. Das fällt schwer. Viele dieser Menschen leben mit einem Haustier zusammen, einem Lebewesen das man nicht einfach wegwerfen oder weggeben kann und will. Zürich24 hat versucht mit einigen Institutionen Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, ob die Pensionäre ihre eigenen Haustiere mitbringen dürfen. Das Ansinnen gestaltete sich schwierig. Nach zweimaliger schriftlicher Anfrage haben die Altersheime des Senioramas Wiedikon keine Stellung genommen. Eine Umfrage bei Bewohnenden in einem der drei Alterszentren hat aber ergeben, dass eigene Haustiere offenbar nicht erlaubt sind. Auch die Interessengemeinschaft gemeinnütziger Altersinstitutionen iga – ein privat-gemeinnütziger Verein, dem 25 Alterszentren angehören – hält sich bedeckt und beantwortet keine der E-Mail-Anfragen. Dabei sind Verbote und Ablehnungen von Haustierhaltungen in Alterszentren grundsätzlich nicht nachvollziehbar, wie es von Experten in Sachen menschlicher Empathie heisst.
Riedhof sagt nein
Im Alterszentrum Riedhof Höngg herrscht seit einem Jahr ein Haustierverbot. In der Begründung heisst es, dass in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht worden seien, da es Bewohnende gegeben habe, die nicht mehr selbstständig für ihr Leben sorgen und deshalb nicht mehr in der Lage gewesen seien, sich um ihr Tier zu kümmern. Auch hätte es sich gezeigt, dass Angehörige oft nicht bereit seien die Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Allerdings betont die Heimleitung, dass der Riedhof eigene Haustiere wie Meersäuli, Fische und Ziegen hätte. Auch dürften einige Mitarbeitende ihre Hunde mitbringen. Aber ob das genügt? Immerhin lautet der Slogan im Riedhof «Leben und Wohnen im Alter». Ist es nicht ein brutaler Einschnitt in die Lebensqualität eines Menschen wenn er vor dem Eintritt ins Alterszentrum mit einem Hund oder einem Büsi zusammenlebt, das Tier im Stich lassen muss? Immerhin ist es statistisch erwiesen, dass Haustiere besonders für die Psyche älterer Menschen zur Lebensqualität bei tragen.
Ja zu Hund und Katze im Wolfswinkel
In den meisten städtischen Alterszentren dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner ihre eigenen Haustiere mitbringen. So auch im «Wolfswinkel» in Zürich-Affoltern. Beim Eintritt müssen die Hunde- oder Katzenbesitzer jeweils ein Formular ausfüllen. Darin geben sie an, wer für ihr Haustier verantwortlich ist, wenn sie selber nicht mehr in der Lage sind, dieses artgerecht zu versorgen. Maria und Bruno Steinmann sind vor mehr als zwei Jahren gemeinsam mit der Katzendame Maggie hier eingezogen. Die Lokalinfo hat das Büsi im harmonisch eingerichteten Zweizimmer-Appartement besucht, an dessen Tür, neben dem Klingelschild, das Bild eines Büsis darauf hinweist, dass hier eine Katze logiert. Die Britisch Kurzhaar Katze Maggie of Cathouse – in der Farbe Lila Point – ist von edlem Geblüt. Und wird von den Steinmanns sorgfältig umhegt und gepflegt.
Das dritte Büsi
Die beiden erzählen: «Maggie ist unser drittes Büsi, sie kam im Alter von anderthalb Jahren zu uns, jetzt ist sie bereits mehr als 17 Jahre alt». Die Steinmanns lebten früher in einer Parterrewohnung in Oerlikon. Auf die Frage, ob sie und ihr Büsi sich gut und rasch im Wolfswinkel eingelebt hätten, lachen sie und sagen: «Maggie hat sich schnell zurecht gefunden im neuen Daheim. Wir kamen beide aus gesundheitlichen Gründen ins Altersheim und benötigten etwas länger, um uns einzugewöhnen. Aber jetzt sind wir alle drei zufrieden». Das Ehepaar Steinmann erzählt, dass sie drei Kinder aufgezogen hätten. Bruno Steinmann fuhr früher zur See, was auch die aufgemalte Landkarte auf einer Wand des sich im achten Stockwerk befindenden Zweizimmer-Appartements dokumentiert. «Ich war als Elektriker und Maschinenoffizier auf Hochseeschiffen tätig», betont er stolz mit strahlenden Augen. «Mein Leben spielte sich auf den Weltmeeren ab. Aber als wir geheiratet haben, wollte ich bei der Familie leben und wurde Beamter beim EWZ». Ein leises forderndes Miauen ertönt. Büsi Maggie hat sich angenähert und verlangt ein Leckerli, das sie dann, zusammen mit einigen Streicheleinheiten, auch bekommt.