Im Zoo Zürich leben aktuell neun Tierarten, die das Wort Blau im Namen tragen. Mindestens acht weitere könnten es. Auch ihr Äusseres wird durch die auffällige Farbe dominiert. Unter den Reptilien ist der Blaue Baumwaran mit einer Länge von bis zu 112 Zentimetern der grösste Vertreter mit dieser besonderen Färbung. Im Zoo Zürich leben derzeit zwei Weibchen und drei Männchen, wie es in einer Medienmitteilung heisst.
Blau kommt in der Natur sehr selten vor. Schmückt sich ein Tier ausnahmsweise doch mit dieser Farbe, dann stecken dahinter meist ausgeklügelte Technik und angewandte Physik. So auch beim Blauen Baumwaran. Seine blaue Haut ist eine optische Täuschung. Faszinierend für uns Menschen ist sie dennoch, weshalb der Waran Opfer des illegalen Tierhandels ist und inzwischen als stark bedroht gilt.
«Der Blaue Baumwaran wurde erst 2001 entdeckt und wissenschaftlich beschrieben», schreibt der Zoo in seiner Mitteilung weiter. Sein Verbreitungsgebiet sei äusserst klein. Er komme ausschliesslich auf der indonesischen Insel Batanta, gelegen in Westpapua, vor. Eine Insel, nur ungefähr so gross wie der Kanton Obwalden. Insgesamt 61 Kilometer lang und 13 Kilometer breit. Es sei das kleinste Verbreitungsgebiet aller Warane. Das mache ihn anfällig für Bedrohungen. Die wohl grösste ist der illegale Tierhandel mit der attraktiven und einzigartigen Tierart. Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature wird er als stark bedroht geführt. Wie gross sein aktueller Bestand in der Wildnis tatsächlich ist, ist laut der Mitteilung weitestgehend unklar. Es existieren nur wenige Sichtungen und noch weniger verlässliche Daten.
Die Art ist wenig erforscht
Wie alle der derzeit rund 80 bekannten Waran-Arten ist der Blaue Baumwaran tagaktiv, äusserst agil und kräftig. Sein Leben spielt sich in Bäumen ab. Er ist ein sehr guter Kletterer mit langen Krallen und einem langen, beweglichen Schwanz, den er als zusätzliches Greifwerkzeug nutzt. Grössere Distanzen im Geäst überwindet er durch gezielte Sprünge.
Die Art ist wenig erforscht. Das Wissen über den Blauen Baumwaran und sein Fortpflanzungsverhalten stammt vor allem aus der Terrarien-Haltung. Und so sind die bisher vermeldeten Nachzuchten – im Zoo Zürich erstmals 2011 – bereits ein grosser Erfolg. Seitdem sind insgesamt 40 Tiere im Zoo geschlüpft.
«Mit der Haltung und Zucht tragen wir auch dazu bei, Wissen über den Blauen Baumwaran zu sammeln und möglichst viele weitere seiner Geheimnisse zu lüften», schreibt der Zoo in der Mitteilung. Wie er seine leuchtend blaue Färbung erzeuge, sei bereits bekannt. Sie beruhe – wie häufig im Tierreich – auf einem physikalischen Trick. Blau ist eine von drei Primärfarben. Gelb und Rot sind die beiden anderen. Im Gegensatz zu Blau sind sie in der Natur weit verbreitet. In der Regel werden Farben durch Pigmente erzeugt. Carotinoide, wie sie beispielsweise viele Pflanzen bilden, sind wohl die bekanntesten Pigmente oder Farbstoffe der Natur. Dank ihnen sind Karotten oder Kürbisse orange.
Blaue Pigmente sind selten
Blau dagegen kommt als natürlicher Farbstoff, also als Pigment, in der Natur kaum vor. Laut der Mitteilung des Zoos gibt es ein paar Pflanzen, die blaue Pigmente bilden. Die meisten Tiere aber würden einen Trick nutzen, um blau zu erscheinen. «Denn genau das ist es, eine optische Illusion», schreibt der Zoo. So auch beim Blauen Baumwaran. Statt Pigmentfarbe, die tatsächlich färbe, nutze er Strukturfarbe, die durch die Reflexion von Licht an einer meist durchsichtigen Struktur entstehe. Das habe mit den verschiedenen Wellenlängen von Licht zu tun. Sonnenlicht sei weiss, bestehe aber aus unterschiedlich langwelligen Lichtstrahlen in unterschiedlichen Farben. «Wird es gebrochen, also reflektiert, können wir diese Farben sehen. So entsteht bei Regen beispielsweise ein bunter Regenbogen», so der Zoo Zürich.
Der Trick bei blauen Tieren besteht demnach darin, nur die kurzwelligen Lichtstrahlen im blauen Farbspektrum zu reflektieren. Das gelingt durch winzige Nanostrukturen in den Hautzellen, Federn oder – wie beim Waran – Schuppen des Tieres. Alle Lichtstrahlen ausser den kurzwelligen blauen werden absorbiert oder so reflektiert, dass sie sich gegenseitig aufheben. Hinter der blauen Färbung im Tierreich steckt also oftmals schlicht Physik.
Farbe hat zwei Hauptaufgaben
In der Natur haben Farben gemäss dem Zoo Zürich meist zwei Aufgaben: Entweder dienen sie der Tarnung oder der Kommunikation. Der Blaue Baumwaran scheint seine Färbung für beides zu nutzen. Je nach Lichteinfall und Schattenwurf lässt ihn die gefleckte Musterung aus Blau und Schwarz in seinem Lebensraum, dem dichten und dunklen Geäst von Büschen und Bäumen, fast verschwinden.
Auch sind Blaue Baumwarane nicht immer gleich blau. Die Intensität der Färbung variiert. Diese könnte mit dem Paarungs- und Balzverhalten der Tiere zu tun haben. Bislang fehlen jedoch konkrete wissenschaftliche Studien, um dies eindeutig zu belegen.