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Zürich Nord
14.11.2024
15.11.2024 07:16 Uhr

Willkommen im «Grünwald», dem geschichtsträchtigen Ausflugsrestaurant

Sie bildeten beim Interview-Besuch einen Teil der 35‑köpfigen Crew (v. l.): Pamela Fuchs, Sonja Schaufelberger, Sandra Dünnenberger, Pascal Oetiker, Nicolas Blangey, Diliar Seyfeddin, Kamaran Qutabchi, Anja Plückhahn und Yohannes Abraham.
Sie bildeten beim Interview-Besuch einen Teil der 35‑köpfigen Crew (v. l.): Pamela Fuchs, Sonja Schaufelberger, Sandra Dünnenberger, Pascal Oetiker, Nicolas Blangey, Diliar Seyfeddin, Kamaran Qutabchi, Anja Plückhahn und Yohannes Abraham. Bild: Lorenz Steinmann/Zürich24
Nicolas Blangey führt das beliebte Ausflugsrestaurant Grünwald schon seit 16 Jahren. Nicht wenige seiner gut 35 Mitarbeitenden sind seither an Bord. Blangey lebt für seine Beiz am Kulminationspunkt zwischen Höngg und Regensdorf und ist fast immer dort anzutreffen, auch an Weihnachtstagen

Die Stimmung ist sehr aufgeräumt, es wird viel gelacht. Der Mittagsrummel ist eben vorbei, als die anwesenden Mitarbeitenden aus Service, Küche und Büro fürs Gruppenfoto posieren. Viele der sichtlich zufriedenen Angestellten arbeiten schon lange hier, zum Teil seit über 25 Jahren. Nicolas Blangey, der Wirt seit 2008, lächelt ebenfalls und geniesst den harmonischen Moment, auch wenn er nicht so gerne auf Fotos erscheint. Lieber steht er in seiner geliebten Beiz, dem «Grünwald», und ist als Chef die Anlaufstation für Angestellte und Gäste. 

Fast jeder Zürcher und jede Zürcherin hat einen Bezug zum 1922 erbauten «Grünwald». Man ging schon als Kind sonntags dorthin, macht heute einen Halt beim Hundespaziergang oder versucht die legendären Pouletflügeli. Blangey lacht, weil ...

Restaurant als Star im Internet

«... letzthin eine junge Frau hier war und Handyaufnahmen machte. Dann stellte sich heraus, dass sie und ihr Partner mit ‹Der Praktikant› einen ziemlich bekannten Tiktok-Kanal betreiben. Wir kamen wochenlang fast nicht mehr nach mit Pouletflügeli servieren, wir erlebten einen richtigen Aufschwung», so der 49‑Jährige zufrieden. Nicht missen wollte er in den letzten Jahren aber auch die Werbung auf Zürich24. «Es sind verschiedene Zielgruppen, die sich bestens ergänzen», so der gelernte Koch. Im Zürcher Oberland geboren, nachdem seine Vorfahren aus der Gegend von Genf «eingewandert» waren, machte Blangey ab 1991 eine Lehre im berühmten Dolder Grandhotel. Später hängte er noch die Hotelfachschule in Luzern an und arbeitete auf der ganzen Welt, vornehmlich aber in den USA. Nach seiner Rückkehr aus Los Angeles reifte die Idee eines eigenen Restaurants. Da Blangey bis anhin nur Erfahrung in der 5‑Sterne-Hotellerie hatte, kam eine Anstellung als Geschäftsführer bei der Mövenpick-Gruppe sehr gelegen. So führte er unter anderem das damals noch legendäre Mövenpick in ­Stadelhofen. Mövenpick, das war in den 90ern ein weltumspannendes Gastroangebot von Ueli Prager (1916–2011). «Für mich war die Mövenpick-Zeit, nebst der Hotelfachschule in Luzern, die beste Schule meines Lebens», urteilt Nicolas Blangey. Nach einer Auszeit und einer langen Reise nach Südamerika war Blangey reif für sein Projekt. Anfang 2008 durfte Nicolas Blangey Herrn Ernst Gee­ring kennenlernen, den Wirt und Inhaber des Restaurants Grünwald. Geering führte die legendäre Adresse jahrzehn­telang, nachdem er die Liegenschaft im Baurecht von der Stadt Zürich übernommen hatte. Anfang der 80er-Jahre war Herr Geering als Stammgast nicht einverstanden mit den Umbauplänen der Stadt. Er konnte das Haus zwar nicht kaufen, aber 1985 im Baurecht übernehmen und umfassend renovieren.

So wirkt das «Grünwald» auch heute noch zeitlos einladend. Es hat einen vielseitigen Kinderspielplatz, einen grossen Aussenbereich mit moderner Bestuhlung («die dritte Garnitur, seit ich hier bin», so Blangey), für Rösseler hat es sogar spezielle «Pferdeparkplätze». Und ja, obwohl das Restaurant via Haltestelle Geeringstrasse (Umstieg vom 46er-Bus auf den 485er-Bus oder via Frankental und 485er-Bus) bestens erreichbar ist, ist das «Grünwald» auch eine klassische Ausflugsbeiz für Autofahrer mit vielen Gratisparkplätzen. 

Zweites Restaurant kam dazu

Apropos Parkplätze: Seit April 2022 hat Nicolas Blangey seinen Wirkungskreis erweitert. «Ich bekam Hunger, mal anders zu denken.» Das Restaurant Markthalle im Engrosmarkt war in Konkurs gegangen. Gesucht wurde ein neuer Pächter, Blangey wagte das Abenteuer. Abenteuer, weil wie so vieles auch das Gebiet beim Engrosmarkt an der Aargauerstrasse in Altstetten im Umbruch ist. «Die frühere Kundschaft ist weggebrochen, etwa die Blaulichtorganisationen, Handwerker und Mitarbeitende des Engrosmarktes», erklärt Blangey. Seit Corona habe sich das (Ess-)Verhalten der Menschen verändert: «Mehr Coop Pronto, ­weniger klassisch.» Jene Leute, die seit 23 Uhr im Engrosmarkt arbeiten, gehen um sieben Uhr lieber nach Hause, als noch einzukehren. Aber doch, das Geschäft laufe immer besser. «Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir in den letzten Jahren erreichen konnten.»

Das ZSC-Experiment

Abends also ist das Restaurant Markthalle (nicht zu verwechseln mit der eher nobeln Markthalle unter den Viadukt-Bögen) geschlossen, ausser wenn ZSC-Heimspiele sind. Dann ist einerseits der Parkplatz geöffnet für einen Park-and-Ride-Service zur Swiss Life Arena beim Bahnhof Altstetten. Andererseits gibt es im Restaurant Markthalle die Möglichkeit, zu essen und dann bequem mit dem 4er-Tram in Richtung Swiss Life Arena zu fahren. «Dieses Angebot läuft immer besser», weiss Nicolas Blangey. Grund ist, dass die ZSC-Spiele mit 12 000 Fans oft ausverkauft sind und das Gastroangebot in der Arena dann ebenso. «Im Weiteren bieten wir unseren Gästen einen Gratisparkplatz inklusive.»

Selbst und ständig

Nicolas Blangey kann gut erzählen, langweilt auch nach 90 Minuten nie. Er ist ein interessierter Zeitgenosse, der spürt, was wo passiert. Weil er eher der Abendmensch ist, macht es ihm nichts aus, bis um 23 Uhr zu arbeiten. «So kann ich dem Stau durch die Stadt eher aus dem Weg gehen», lacht er verschmitzt. Er wohnt mit seiner Lebenspartnerin sowie dem 17‑jährigen Sohn und der 13‑jährigen Tochter seit vielen Jahren in einer Zürcher Nachbargemeinde. Er hat mit dem «Grünwald» seine Berufung gefunden. «Ich bin sechs bis sieben Tage da, ganz nach dem Motto ‹selbstständig = selbst und ständig›», wie erklärt. Man freut sich über seinen Elan und darüber, dass Leute wie er Zürichs Lebensqualität verbessern. Das gilt übrigens auch für die kommende Advents- und Weihnachtszeit. Erstens, was wäre Zürich ohne das malerisch-weihnächtlich beleuchtete «Grünwald»? Und zweitens ist das Restaurant am 24., 25. und 26. Dezember immer offen, was von den Gästen mit grossem Andrang honoriert wird. 

Nicolas Blangey selber feiert im Betrieb, bevor er dann am 26. Dezember zu Hause Weihnachten nachholt, mit der Familie und seinen drei Patenkindern.

Dafür kommt man ins «Grünwald»
Bekannt ist das Restaurant Grünwald für sein Fondue chinoise und die Pouletflügeli à discrétion, aber auch für die Cordons bleus und neuerdings für die gebratenen Bio-Forellenfilets aus der Forellenzucht H. Glauser in Bachs. Stolz ist Nicolas Blangey zudem auf sein Weinangebot, etwa den Offenausschank aus einer 12-Liter-Barbera-d’Asti-Flasche. Diese Rarität wird am 6. Dezember geöffnet. 

https://gruenwald.ch/

Lorenz Steinmann/Zürich24