Karin Steiner
«Habt ihr in der vergangenen Woche Rückmeldungen von den möglichen institutionellen Spendern bekommen?», fragt Pietro Tomasini, Geschichtslehrer und Mitbegründer der Organisation International Project Aid (IPA), der seit Jahren den Projektkurse «Entwicklungszusammenarbeit in der Praxis» an verschiedenen Kantonsschulen durchführt. «Wir haben eine Zusage und eine Absage bekommen», berichtet eine Schülerin. Und eine andere meldet, dass die Gruppe ihr Projekt beim Kiwanis-Club vorstellen dürfe. «In dem Fall müssen wir eine PowerPoint-Präsentation vorbereiten», so Tomasini.
Mögliche Geldquellen suchen
Seit den Sommerferien trifft sich die Gruppe wöchentlich, um den Stand der Dinge und weitere Schritte zu besprechen. Ihr Ziel ist es, genug Geld zu sammeln, damit in Kéléo in Kamerun eine marode Schule ersetzt werden kann. Dazu haben sich die Schülerinnen Verschiedenes ausgedacht, zum Beispiel eine Tombola zu organisieren, am Weihnachtskonzert an der Schule das Catering zu übernehmen oder am Weihnachtsmarkt in Kilchberg Kränze und Guetzli zu verkaufen. Da dies nicht allzu viel Geld einbringt, haben sie eine Liste von grossen Firmen und Klubs zusammengestellt, die nun angeschrieben werden. Auch Stiftungen werden angefragt, von denen erfahrungsgemäss am meisten Geld zu erwarten ist.
Die Schülerinnen haben sich in Gruppen aufgeteilt, die sich den verschiedenen Aufgaben widmen. Dazu gehört das Marketing ebenso wie die Erstellung von Arbeitsplänen und eines Finanzierungsplans. Ziel ist es, 150 000 Franken zusammenzubringen. «Wir sind auf gutem Weg», stellt Pietro Tomasini beim Betrachten der Zusammenstellung fest.
Anfang Semester stimmten die Schülerinnen darüber ab, mit welchem Land sie eine Entwicklungszusammenarbeit aufnehmen und welches Projekt sie unterstützen wollen. Zur Auswahl standen Malawi, Kamerun und Albanien. Die Wahl fiel auf eine Primarschule in Kéléo im Norden von Kamerun, in der 377 Schülerinnen und Schüler unter katastrophalen Bedingungen unterrichtet werden. Das Haus hat Risse in den Wänden, Löcher in der Decke und ist einsturzgefährdet.
Menschenunwürdige Zustände
In drei Räumen unterrichten fünf Lehrpersonen die 377 Kinder im Primarschulalter. Es hat keinen Strom und es fehlt an Schulmaterialien und Schulbänken. Der Zustand der Schule ist so schlimm, dass viele Eltern Angst haben, ihre Kinder dorthin zu schicken.
Mit dem Geld, das die Schülerinnen der Kantonsschule Enge zusammenbringen, soll ein Neubau erstellt und sollen die notwendigen Schulmaterialien beschafft werden, sodass die Kinder eine für ihre Zukunft wichtige Schulausbildung bekommen.
Willkommenes Engagement
Man spürt, dass sich die Schülerinnen der PU-Klasse mit Herzblut für das Projekt engagieren. «Ich habe mich für diesen Kurs entschieden, weil ich etwas suchte, das sich vom üblichen Schulunterricht unterscheidet und das mir etwas fürs Leben bringt», sagt zum Beispiel Jasmine Wenger. «Hier kann ich helfen und etwas herbeiführen, das ich alleine niemals schaffen könnte. Unser Ziel ist es, eine Veränderung zu bewirken, den Kindern in Kéléo die Möglichkeit einer für sie wichtigen Ausbildung zu geben und ihnen Chancen zu eröffnen.»
Internationale Zusammenarbeit
Die Organisation International Project Aid (IPA) wurde vor 30 Jahren von Pietro Tomasini und Nicole Delavy gegründet und hat ihren Sitz in der Enge. Sie arbeitet mit Partnerorganisationen in Albanien, Kamerun und Malawi zusammen und engagiert sich vor allem für Projekte im Bereich Bildung, bietet aber auch Hilfe zur Selbsthilfe bei der Nahrungsmittelproduktion und Trinkwasserversorgung an.
Bei der Umsetzung von Projekten integriert IPA Jugendliche aus Schweizer Schulen, die so die Möglichkeit bekommen, Einblick in andere Lebensumstände zu bekommen und wichtige Kompetenzen zu erwerben. «Viele Jugendliche wollen sich engagieren», sagt Pietro Tomasini. «Sie sehen, dass etwas auf dieser Welt schiefläuft.»
IPA macht sich jeweils vor Ort ein Bild der von den Partnerorganisationen vorgeschlagenen Projekte, begleitet die Arbeiten und hält die beteiligten Jugendlichen auf dem Laufenden über die Fortschritte und Resultate. «Wir werden E-Mails und Bilder bekommen, damit wir wissen, wofür wir uns engagiert haben», so Jasmine Wenger.