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Zürich 2
05.11.2024
05.11.2024 12:42 Uhr

Politgrössen sorgten für spannende Diskussionen

Bild fürs Erinnerungsalbum (v. l.): Vorne die Moderatorinnen Vanessa Bucher, Olivia Breinlinger und Nina Diem, hinten die Politgrössen Fabian Molina, Roger Köppel und Gerhard Pfister.
Bild fürs Erinnerungsalbum (v. l.): Vorne die Moderatorinnen Vanessa Bucher, Olivia Breinlinger und Nina Diem, hinten die Politgrössen Fabian Molina, Roger Köppel und Gerhard Pfister. Bild: Olivia Breinlinger und Sarah Schwab
Hitzige Debatte an der Kantonsschule Freudenberg: Schülerinnen und Schüler diskutierten mit Politikern über die Schweizer Sicherheitspolitik.

«Einer der besten Schulanlässe je», sagte Mitte-Nationalrat Gerhard Pfister. «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel, früherer SVP-Nationalrat, und SP-Nationalrat Fabian Molina schlossen sich diesem Kom­pliment an – ein seltener Moment von Einigkeit in einer spannenden Diskussion zwischen den drei Politgrössen. Diese fand kürzlich im Rahmen der Staatsbürgerlichen Projektwoche (Stabü) der Kantonsschule Freudenberg statt, welche in diesem Jahr dem Thema «Die neutrale Schweiz und der Krieg in Europa» gewidmet war und den Maturandinnen und Maturanden ein vielfältiges Programm bot.

Untermalt durch Referate namhafter Expertinnen und Experten wurden täglich neue Akzente gesetzt: Krieg in Europa mit Daniel Möckli vom Center for Security Studies der ETH Zürich am Montag, Verteidigungsbereitschaft mit Hugo Roux von der Militärakademie an der ETH Zürich unter anderem am Dienstag, Neutralität mit Georg Kreis, Urs Saxer und Verena Tobler am Mittwoch und Friedensförderung und internationale Organisationen mit Georg Häsler (NZZ), Yannick Zerbe und Urs Beer (beide Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) am Donnerstag.

Diese vier Themenbereiche bildeten auch die Blöcke des Podiums. Moderierte Fragen an die Gäste eröffneten jeweils einen engagierten und kritischen Dialog mit der Schülerschaft: «Herr Köppel, sollten wir uns nicht mehr für den Frieden und die Menschenrechte einsetzen, anstatt uns hinter der Neutralität zu verstecken?» «Herr Pfister, ab wann wird eine Annäherung der Schweiz an die NATO problematisch?» «Herr Molina, sind Sanktionen gegen Russland wirklich sinnvoll? Leidet darunter nicht vor allem die Zivilbevölkerung?»

Nach einer Pause, die rege für Selfies und einen persönlichen Austausch mit den authentisch nahen Politikern genutzt wurde, folgte der Schwerpunkt Neutralität. Für SVP-Politiker Roger Köppel ist diese essenziell. Ohne Neutralität sei die Schweiz nicht mehr existent. Sie sei umfassend zu verstehen und bedeute keine Parteinahme.

Gemäss Mitte-Präsident Gerhard Pfister sei Neutralität nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln. Eine rein nutzorientierte Neutralität laufe ausserdem Gefahr, unanständig zu sein (zum Beispiel Geld- oder Waffengeschäfte).

SP-Politiker Fabian Molina argumentierte, dass keineswegs nur die Neutralität die Existenz der Schweiz gesichert habe. Belgien zum Beispiel sei im Zweiten Weltkrieg auch neutral gewesen und trotzdem als eines der ersten Länder von Deutschland überrannt worden. Er machte sich für eine internationale Förderung von Völkerrecht und Menschenrechten stark und sprach sich insofern auch für Sanktionen als ein wirkungsvolles Mittel gegen Russland aus. Bezüglich des Krieges in der Ukraine gab Pfister zu bedenken, dass sich der Krieg ohne dezidierte Massnahmen womöglich auch auf die baltischen Staaten oder Polen ausweiten könnte. Für Köppel steht jedoch fest, dass Sanktionen ein Eingriff in das Kriegsgeschehen seien und die Neutralität der Schweiz gefährdeten. Ausserdem seien sie seiner Meinung nach sowieso kaum wirksam.

Wie die gesamte Stabü war diese Podiumsdiskussion ein voller Erfolg und zeigte die drei Politiker inhaltlich versiert und angriffig, aber auch witzig und immer ­wieder versöhnlich. Die Schülerinnen und Schüler genossen die Möglichkeit, sich selbst einzubringen und in die Tiefen der Schweizer Politik einzutauchen.

Ein besonderer Dank gilt dem Geschichtslehrer Philipp Schaufelberger, der diese Diskussion möglich machte, ­sowie den vielen Schülerinnen und Schülern, die mit ihrem Engagement und Interesse die Debatte bereicherten.

Die Schülerinnen und Schüler genossen die Möglichkeit, sich selbst einzubringen und in die Tiefen der Schweizer Politik einzutauchen. Bild: Olivia Breinlinger und Sarah Schwab
Olivia Breinlinger und Sarah Schwab, Schülerinnen Kanti Freudenberg