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Stadt Zürich
31.10.2024
01.11.2024 09:14 Uhr

Der Zürcher Astronom, der im Auftrag des russischen Zaren die Welt umsegelte

An Bord der «Nadeschda» umsegelte der Zürcher Astronom Johann Kaspar Horner (1774–1834) anlässlich der Krusenstern-Expedition einst die Welt.
An Bord der «Nadeschda» umsegelte der Zürcher Astronom Johann Kaspar Horner (1774–1834) anlässlich der Krusenstern-Expedition einst die Welt. Bild: Fotomontage: Zürich24/rad, Bilder: gemeinfrei
ZEITREISE – Der Schweizer Wissenschafter Johann Kaspar Horner (1774–1834) war vor über 220 Jahren als Astronom Teil der Expeditionsmannschaft bei der ersten russischen Weltumsegelung unter dem damaligen russischen Zaren. Vor 190 Jahren ist der Weltumsegler in seiner Heimat Zürich gestorben.

Dominique Rais

Als zweiter Sohn eines Bäckermeisters wuchs Johann Kaspar Horner (1774–1834) in Zürich auf, wo er die Schule besuchte und schliesslich dem Willen seiner Eltern entsprechend am Carolinum Theologie studierte, um anschliessend kurzzeitig als Pfarrvikar tätig zu sein. Doch Horners Interesse galt schon damals der Wissenschaft. So zog es ihn 1796 nach Göttingen, wo er in den darauffolgenden Jahren Mathematik, Physik und Astronomie studierte, bevor er 1798 Adjunkt an der renommierten Seeberg-Sternwarte in Gotha wurde und im Folgejahr promovierte.

Auf Empfehlung hin schloss sich Horner 1803 als Astronom der Expedition zur ersten russischen Weltumsegelung an. Im Auftrag des damaligen Zaren Alexander I. (1777–1825) und unter dem Kommando von Kapitän Adam Johann von Krusenstern (1770–1846) stach die Segelfregatte Nadeschda noch im Sommer des gleichen Jahres in See.

Berg und Kap nach Horner benannt

Vom Heimathafen Kronstadt aus führte die drei Jahre dauernde Entdeckungsreise die Expeditionsmannschaft von Russland aus durch den Ärmelkanal vorbei an den Kanarischen Inseln nach Südamerika um das Kap Horn bis nach Japan. Von dort aus verlief die Route der Krusenstern-Expedition weiter entlang der Meerenge von Singapur, um das Kap der Guten Hoffnung herum und wieder zurück nach St. Petersburg.

  • Der Zürcher Wissenschaftler Johann Kaspar Horner (1774–1834) nahm vor nunmehr 220 Jahren an der Krusenstern-Expedition, der ersten russischen Weltumseglung, teil. Bild: gemeinfrei
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  • Nebst der russischen Segelfregatte Nadeschda gehörte der Krusenstern-­Expedition, die von 1803 bis 1806 dauerte, auch das Begleitschiff Newa an. Bild: gemeinfrei
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  • 1806 wurde Horner für seine Verdienste bei der ersten russischen Weltumsegelung mit dem Titel eines kaiserlichen russischen Hofrates geehrt. Bild: gemeinfrei
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Als Astronom an Bord war Horner für wissenschaftliche Messungen und Berechnungen mit zahlreichen Messinstrumenten und Geräten ausgestattet –  vom Teleskop über ein Sextant bis hin zu ­einem Barometer, wie einer detaillierten Auflistung in Krusensterns «Reise um die Welt» zu entnehmen ist.

Wenn auch die Bemühungen Russlands im Zuge ihrer ersten Weltumsegelung diplomatische sowie Handelsbeziehungen mit Japan zu knüpfen fehlschlugen, so war die Expedition aus wissenschaftlicher Sicht dennoch ein Erfolg. Denn nicht zuletzt konnten im Zuge der Expedition nebst neuen Erkenntnissen über Flora und Fauna dank Horners zahlreichen Messungen und detaillierten Beobachtungen auch wichtige Informationen zur Präzisierung von Landkarten, Seefahrtswegen und Meeresströmungen gewonnen werden.

Die Bedeutung von Horners Arbeit würdigte Krusenstern etwa, indem er den auf der japanischen Insel Kyushu entdeckten Vulkanberg – den Peak Horner – nach dem Zürcher Astronomen benannte. Ebenso benannte der Kapitän, den auch nach der Expedition eine enge Freundschaft mit Horner verband, ein Kap auf der russischen Insel Sachalin nach dem Schweizer.

Nach seiner Rückkehr 1806 wurde Horner zudem für seine Verdienste bei der Krusenstern-­Expedition mit dem Titel eines kaiserlichen russischen Hofrates geehrt, in die Akademie der Wissenschaften von St. Petersburg aufgenommen und erhielt darüber hinaus – ebenso wie die Offiziere der Expedition – eine Rente in Höhe von 1000 Rubel.

Vater, Witwer und Vorstandsmitglied

1809 kehrt Horner nach Zürich zurück, wo er fortan als Professor für Mathematik wirkt. Nach dem Tod seiner ersten Frau, die er 1811 geheiratet und mit der er drei Kinder hatte, vermählt sich der verwitwete Wissenschafter 1823 abermals. Die Ehe mit der Tochter eines Zürcher Seidenfabrikanten bleibt jedoch kinderlos.

1829 wird Horner Regierungsrat von Zürich, der politische Umsturz im Folgejahr brachte ihn jedoch dazu, sich fortan wieder seiner Lehrtätigkeit zu widmen. 1831 wird er Vorstand der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich.

Am 3. November 1834 stirbt Horner im Alter von 60 Jahren. 170 Jahre nach seinem Tod haben Mitarbeiter des Ethnographischen Museums der Universität Zürich 2004 im Keller des Museums zahlreiche verschollen geglaubte Skizzen und Aquarelle entdeckt, die Horner einst während seiner Reise um die Welt angefertigt hatte.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

Weitere Artikel aus der historischen Serie finden Sie auf Zürich24.ch im Dossier «Zeitreise».

Dominique Rais