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Stadt Zürich
19.07.2023
20.07.2023 13:44 Uhr

Vom Zürcher Imbiss-Restaurant zur weltweit agierenden Marke

Vor 75 Jahren nahm im Zürcher Quartier Enge die Erfolgsgeschichte von Mövenpick-Gründer Ueli Prager ihren Lauf.
Vor 75 Jahren nahm im Zürcher Quartier Enge die Erfolgsgeschichte von Mövenpick-Gründer Ueli Prager ihren Lauf. Bild: Archiv Mövenpick
ZEITREISE – Vor 75 Jahren öffnete im Claridenhof in Zürich das allererste Mövenpick-Restaurant. Mit dem für damalige Verhältnisse visionären Geschäftskonzept legte der Schweizer Mövenpick-Gründer Ueli Prager den Grundstein für ein heute weltweit agierendes Gastro-Imperium.

Dominique Rais

Der Zürcher Unternehmer und Hotelierssohn Ueli Prager (†95) gilt bis heute als Pionier der Schweizer Gastro-Szene.Sein von amerikanischen Vorbildern inspiriertes und für damalige Verhältnisse visionäres Gastro-Konzept: eine «Essbar mit Premium­charakter» für den eiligen Stadt­menschen mit wenig Zeit. Die Idee dazu kam Prager bei einem Spaziergang am Zürichsee, als er die Möwen dabei beobachtete, wie sie sich im Sturzflug einen Happen zu essen pickten. Und so war der Name Mövenpick geboren. «Meine Mama meinte, ich könne ihr ein Restaurant mit diesem dummen Namen nicht antun», hatte der Mövenpick-­Gründer einst gesagt. Prager aber hält an seiner Idee fest.

Seiner Zeit weit voraus eröffnet er schliesslich am 19. Juli 1948 in Zürich-­Enge im Claridenhof, dem damals grössten Geschäftsgebäude der Schweiz, sein erstes Mövenpick-­Restaurant. Sein hierzulande revolutionäres Konzept stösst auf Anklang. Und seine elf Angestellten haben schon bald alle Hände voll zu tun. Bereits 1950 folgt an der Sihlporte die Eröffnung von Pragers zweitem Mövenpick.

Innovatives Gastro-­Konzept hebt ab

«Wir tun nichts Aussergewöhnliches, wir sind bloss erfolgreich, weil wir ganz gewöhnliche Dinge ganz aussergewöhnlich tun», sagte der Gastro-­Pionier dereinst. Was einst mit einem kleinen Imbiss-­Restaurant begonnen hatte, etablierte sich im Lauf der Jahre zu einer stetig wachsenden Marke mit mehreren Geschäfts­zweigen – von Restaurants und Hotels über Wein bis Fine Food.

Und so eröffnete der Unternehmer 1962, unweit seines ersten Restaurants, den ersten Weinkeller der Stadt. Im gleichen Jahr führte er mit der Silberkugel zudem die erste Filiale seiner neuen Fast-Food-­Imbisskette ein. Längst ist der Name Mövenpick in aller Munde, als das Unternehmen 1968 seine erste Glace auf den Markt bringt. 35 Jahre nach ihrer Einführung wurden die Rechte von «Mövenpick Ice Cream» im Jahr 2003 an Nestlé verkauft.

  • Verkaufte seine Mövenpick-Aktienanteile 1992 für 135 Millionen Franken: Gründer Ueli Prager mit seiner Frau Jutta. Bild: Archiv Mövenpick
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  • Am 19. Juli 1948  – vor 75 Jahren – ­eröffnete im Geschäftshaus Claridenhof an der Dreikönigstrasse 21 in Zürich-Enge das erste Mövenpick-­Restaurant seine Türen. Bild: Archiv Mövenpick
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  • «Wir tun nichts Aussergewöhnliches, wir sind bloss erfolgreich, weil wir ganz gewöhnliche Dinge ganz aussergewöhnlich tun», sagte der Gastro-­Pionier dereinst. Bild: Archiv Mövenpick
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Mit der Eröffnung der im Volksmund als Fressbalken bekannten Autobahnraststätte Würenlos 1972 erschliesst Prager mit seiner Marke auch das Autobahnnetz. Anfang 1989 trat Ueli Prager als Direktions­präsident zurück. Seine Frau Jutta Prager, die der Firmengründer einst als Sekretärin bei Mövenpick ein­gestellt hatte, übernimmt als Konzernchefin bis 1991 die Leitung des Unternehmens.

Per Anfang 1992 verkauft das Ehepaar Prager, das bis dahin Mehrheitsaktionär der Firma war, seine Aktienanteile an den deutschen Unternehmer August von Fink. Fünf Jahre später im August 1997 wurde  bekannt, dass die Mövenpick-­Gründungsstätte noch im gleichen Jahr aufgegeben werden soll. Mit der Schliessung des Restaurants im Claridenhof ging Ende Oktober 1997, nach fast 50 Jahren, ein Erfolgskapitel Zürcher Gastro-­Geschichte zu Ende. Vor 20 Jahren, Anfang 2003, wurde die Mövenpick-Gruppe in eine Holding umgewandelt.

Dort, wo einst die Bestellungen über den Tresen gingen, befindet sich heute ein Möbelgeschäft. Doch mit der Marke Mövenpick lebt Pragers Vermächtnis, das einst mit dem Imbiss-Restaurant seinen Lauf nahm, bis heute weiter.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

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Dominique Rais