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Sport
29.08.2025
30.08.2025 07:14 Uhr

«Rominger-Manager wollte 10'000 Franken»

Wisel Iten mit Silvan Dillier und Fabian Lienhard  (v.l) auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon.
Wisel Iten mit Silvan Dillier und Fabian Lienhard (v.l) auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon. Bild: Thomas Renggli
Die Saison auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon schwenkt auf die Zielgerade ein. Bahn-Chef Alois «Wisel» Iten ist hochzufrieden mit der Saison und plaudert aus dem Nähkästchen.

Wisel Iten, 16 von 22 Abendmeetings der Saison sind vorüber. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Wir können von einer guten Saison sprechen – nur schon, weil wir bisher lediglich einmal absagen mussten. Vor allem beim Indianapolis-Event durften wir grosses Wetterglück in Anspruch nehmen – und mit 5000 Zuschauern ein volles Haus bejubeln.

Welches waren die sportlichen und gesellschaftlichen Highlights?
Gesellschaftlich war es sicher der Indianapolis-Anlass mit der Präsentation der historischen Rennfahrzeuge. Sportlich war es unter anderem das Steherfestival vom 19. August. Da konnten wir ein Feld präsentieren, das einer Europameisterschaft nahe kam. Wir hatten den Schweizer Meister, den deutschen Meister, den holländischen Meister und den Europameister am Start. Hocherfreulich ist ausserdem, dass bei fast allen Rennen grosse Felder zusammenkommen.

«Die Präsenz prominenter Fahrer hat eine sehr grosse Wirkung - vor allem für die Zuschauer»
Wisel Iten

Welche Fahrer sind Ihnen besonders aufgefallen?
Am vergangenen Dienstag war es sicher Fabian Lienhard. Über die ganze Saison betrachtet, sind es Alex Vogel und Luca Bühlmann mit ihrer Konstanz. Daneben natürlich auch Mats Poot, der immer wieder starke Akzente setzt und am kommenden Dienstag auch an den 1000-Meter-Meisterschaften zu den Favoriten gehört.

Mit Silvan Dillier und Fabian Lienhard sind zwei etablierte Strassenprofis oft Gäste auf der Rennbahn. Welche Wirkung hat die Präsenz solch prominenter Fahrer?
Eine sehr grosse Wirkung – vor allem für die Zuschauer. Wenn man Fahrer, die man sonst bei grossen Rundfahrten und Eintagesrennen am TV sieht, hautnah erleben kann, ist dies ein spezielles Erlebnis. Es ist aber schade, dass die Medien zu wenig darüber berichten. Auf der Rennbahn sehen wir Dienstag für Dienstag grossartigen Sport. Das können wir mit Stolz immer wieder feststellen.

«Stefan Küng darf von seiner Sportgruppe her nicht auf der Bahn fahren»
Wisel Iten

Müssten nicht viel mehr Schweizer Strassenfahrer diese Startgelegenheiten nutzen?
Eigentlich schon. Aber beispielsweise Stefan Küng darf von seiner Sportgruppe her nicht auf der Bahn fahren. Es sei zu gefährlich, heisst es bei «Groupama-FDJ». Obwohl dies völlig haltlos ist. Bei anderen fordern die Manager zu viel Geld. Vor zirka 30 Jahren wollte ich Tony Rominger zu einem Start bewegen. Da schaltete sich sein Manager ein – und wollte eine Gage von 10'000 Franken. Und darauf können wir nicht eingehen.

Bei den Frauen war auch Japan in dieser Saison vertreten. Wird diese Internationalisierung fortgesetzt?
Das ist gut möglich. Daniel Gisiger, der derzeit die japanischen Bahnnationalmannschaft betreut, schrieb mir, dass sich seine Fahrerinnen begeistert über die Offene Rennbahn und unsere Organisation äusserten. Das tut gut.

Wie sind Sie mit den Zuschauerzahlen zufrieden?
Wir erleben eine schöne Saison. Aber zwischenzeitlich war das Wetter fast zu gut. Dann gehen die Leute halt eher in die Badi als dass sie zu uns kommen. Das verstehe ich.

«Es wäre schön, wenn wir in den Medien grössere Beachtung finden würden»
Wisel Iten

Wie kann man die Rennbahn noch attraktiver machen?
Es wäre schön, wenn wir in den Medien grössere Beachtung finden würden. Es ist traurig, dass in den Zürcher Zeitungen nicht einmal die Resultate von Schweizer Meisterschaften publiziert werden. In der «Luzerner Zeitung» beispielsweise findet der Radsport die grössere Beachtung als im Tagi oder in der NZZ. Dabei haben wir in Zürich jene Bahn, auf der europaweit die meisten Rennen durchgeführt werden. Mehr wird nur in Japan gefahren – aber dort vor allem des Wettens wegen.

Was können Sie zur Zukunft der Rennbahn sagen?
Wenn sie vernünftig betrieben wird, kann man auf der Offenen Rennbahn noch lange Rennen fahren. Als wir von der IGOR die Bahn übernahmen (2002), war sich die Stadt sicher, dass dies nicht lange funktionieren würde. Aber da täuschte sie sich gewaltig. Entscheidend wird sein, dass wir innerhalb der IGOR eine vernünftige Nachfolgeregelung finden.

Was macht Wisel Iten eigentlich im Winter?
Da gibt es einiges zu tun. In der ersten Hälfte des Winterhalbjahrs kontaktiere ich alle Werbepartner und Programminserenten, die keine weiterlaufenden Verträge besitzen. Im Winter gilt es die Basis für die nächste Saison zu legen. Ausserdem organisiere ich den traditionellen Helferausflug – für jene 28 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die der Rennbahnbetrieb nie möglich wäre. Wohin der Ausflug führt, bleibt aber hochgeheim.

Thomas Renggli