Der Schweizer Detailhandel hat 2024 ein hartes Jahr überstanden und dabei dennoch Wachstum erzielt. Zwischen Daueraktionen in den Supermarktregalen, der Expansion von Billiganbietern und boomenden China-Plattformen wie Temu oder Shein hat die Branche ein Plus von 0,6 Prozent verbucht. Der Umsatz kletterte auf 103,7 Milliarden Franken. Besonders im Lebensmittelhandel zeigte sich, dass Tiefpreise sich auszahlen.
Ringen um den besten Preis
In den Ladenregalen tobt längst kein leiser Wettbewerb mehr, sondern ein stilles Ringen um jeden Rappen. Die Konsumenten sind preissensibler denn je, sagen Marktforscher. Und sie wechseln ohne Zögern den Anbieter, wenn ein Produkt günstiger zu haben ist.
Dabei bleibt der stationäre Handel keineswegs auf dem Rückzug. Trotz des langjährigen Rückgangs bei den Verkaufsstellen zeigt sich seit wenigen Jahren ein gegenteiliger Trend, Filialen spriessen wieder. Vor allem durch die Expansion von Aldi, Lidl & Co. Auch neue Player drängen auf den Markt. Die deutsche Drogeriekette Rossmann und der niederländische Discounter Action eröffnen Standorte im Akkord.
Einschnitte bei Grossverteilern
Parallel vollzieht sich ein Umbruch im Non-Food-Sektor. Die Migros, lange eine feste Grösse im Bereich Elektronik, Sport und Haushalt, hat sich von ihren Fachmärkten wie Melectronics und SportX getrennt. Für viele Kunden ein emotionaler Abschied, für die Migros ein wirtschaftlicher Befreiungsschlag.
Derweil setzt der Onlinehandel seinen Aufstieg unbeirrt fort. 2024 wuchs der B2C-Umsatz auf 14,9 Milliarden Franken. Während Bestellungen bei Schweizer Plattformen nur leicht zunahmen (+1%), wuchs der grenzüberschreitende Einkauf sprunghaft um 18 Prozent. Verantwortlich dafür sind aggressive Anbieter wie Temu und Shein, die mit Schleuderpreisen und Gratisversand punkten. Ein Trend, der nicht nur den hiesigen Detailhandel, sondern auch den Fiskus beschäftigt, denn die Wertfreigrenze beim Einkaufstourismus steht unter Beschuss.
In der Sandwich-Position
Der Detailhandel in der Schweiz steht zwischen zwei Fronten: Oben drücken internationale Onlinegiganten, unten sägen aggressive Discounter am klassischen Geschäftsmodell. Dass die Branche dennoch wächst, gleicht einem Balanceakt. Der Preis allein wird künftig nicht mehr genügen, um Kundschaft zu binden. Wer bestehen will, muss mehr bieten.
(Quelle: Keystone-SDA)