Nur noch 69 Prozent der Stimmberechtigten sehen der Zukunft der Schweiz optimistisch entgegen, das bedeutet ein Rückgang von zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Damit zeigt sich ein deutlicher Stimmungsumschwung in der Bevölkerung. Die globale Sicherheitslage und politische Spannungen hinterlassen offenbar Spuren im kollektiven Bewusstsein.
Sicherheitsgefühl nimmt ab
Auch beim persönlichen Sicherheitsempfinden zeigt sich ein Rückgang. Nur noch 86 Prozent fühlen sich grundsätzlich sicher, 2024 waren es noch 92 Prozent. Inzwischen wird die Sicherheit als wichtiger bewertet als die persönliche Freiheit. Dieses Muster war bereits in früheren Studien erkennbar und hat sich nun weiter verstärkt.
Verteidigung gewinnt Bedeutung
Der Rückhalt für die Armee bleibt hoch. 80 Prozent der Befragten halten sie für unbedingt oder eher notwendig. 24 Prozent sprechen sich für höhere Verteidigungsausgaben aus, so viele wie noch nie. Auch der Wunsch nach einer gut ausgebildeten (90 %) und vollständig ausgerüsteten (74 %) Armee ist weit verbreitet.
Die Diskussion um eine Wehrpflicht für Frauen nimmt ebenfalls Fahrt auf: 47 Prozent befürworten eine solche. Ein alternatives Modell mit allgemeiner Dienstpflicht für alle Geschlechter und freier Wahl zwischen Militär-, Zivil- oder Sozialdienst stösst hingegen auf breite Zustimmung (zwei Drittel).
Nato-Frage umstritten
Eine klare Mehrheit für einen Nato-Beitritt gibt es nicht, aber eine wachsende Offenheit von 32 Prozent. Eine knappe Mehrheit spricht sich weiterhin für eine stärkere Annäherung an das Verteidigungsbündnis aus.
Neutralität hoch im Kurs
Die Neutralität bleibt ein zentraler Pfeiler des Schweizer Selbstverständnisses. 87 Prozent stehen hinter ihr. Vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs lag die Zustimmung noch bei 97 Prozent, der Wert ist rückläufig. Uneinigkeit herrscht darüber, ob die Schweiz in internationalen politischen Konflikten klar Stellung beziehen darf, während sie militärisch neutral bleibt. Nur 28 Prozent wünschen sich ein expliziteres aussenpolitisches Auftreten.
Entwicklungshilfe polarisiert
Mit 52 Prozent Zustimmung ist die Unterstützung knapp und damit so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. «Weiche» Kooperationsformen wie Friedensförderung und humanitäre Einsätze verlieren zunehmend an Rückhalt.
Die Schweiz rückt sicherheitspolitisch zusammen, doch gleichzeitig zeigen sich deutliche Brüche im gesellschaftlichen Konsens, etwa bei der Entwicklungshilfe oder bei der Frage nach internationaler Positionierung.