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11.06.2025

Ständiges Bauchweh bei Kindern

Viele Kinder leiden heute unter chronischen Bauchschmerzen.
Viele Kinder leiden heute unter chronischen Bauchschmerzen. Bild: KI
Immer mehr Kinder leiden unter chronischem Bauchweh, oft ausgelöst durch Stress. Ein Experte erklärt, was dahintersteckt und welche Therapien wirklich helfen.

Immer mehr Kinder leiden unter chronischen Bauchschmerzen. Doch oft steckt keine körperliche Erkrankung dahinter, sondern Stress. Professor Carsten Posovszky, Kinder-Magen-Darm-Spezialist am Universitäts-Kinderspital Zürich, erklärt, warum das so istund was wirklich hilft.

Zweite Volkskrankheit 

Bauchschmerzen bei Kindern nehmen häufig zu. Sie seien inzwischen die zweithäufigste Beschwerde nach Kopfschmerzen und in vielen Fällen funktioneller Natur. Das heisst, dass Labor, Ultraschall und andere Untersuchungen keine Auffälligkeiten zeigen, die Schmerzen aber trotzdem real sind.

Zwischen Gehirn und Darm ist das Zusammenspiel gestört und die Folgen davon sind vielfältig: Krämpfe, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Völlegefühl, oft über Wochen hinweg. Als funktionelle Bauchschmerzen gelten sie, wenn sie an mindestens vier Tagen pro Monat über zwei Monate auftreten, unabhängig von Essen, Stuhlgang oder Zyklus.

Die Psyche isst mit

Die Gründe für den Anstieg sind komplex, doch eines ist klar: Der Bauch reagiert sensibel auf die Seele. Psychosoziale Belastungen wie Schulstress, zu viele Termine, familiäre Konflikte oder der Druck durch soziale Medien können funktionelle Bauchschmerzen auslösen oder verstärken. Auch Bewegungsmangel und schlechte Ernährung tragen ihren Teil bei.

Kinder mit solchen Beschwerden haben nachweislich eine tiefere Schmerzschwelle und ein empfindlicheres Schmerzgedächtnis im Gehirn. 

Diagnose nicht einfach

Bei vielen Kindern lässt sich glücklicherweise mit einem ausführlichen Gespräch und gezielten Fragen eine klare Diagnose stellen. Blut- und Stuhltests können bei Bedarf helfen, schwerwiegende Krankheiten wie Zöliakie oder entzündliche Darmerkrankungen auszuschliessen.

Was wirklich hilft

Klassische Schmerzmittel bringen meist wenig. Erfolgversprechender sind ganzheitliche Ansätze, die auch die Psyche mit einbeziehen. Posovszky nennt besonders zwei Therapieformen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich gut belegt ist: die kognitive Verhaltenstherapie und die darmzentrierte Hypnotherapie.

Auch Pfefferminzöl zeige bei Schulkindern gute Wirkung. Es entspanne den Darm, lindere Schmerzen und fördere die Verdauung. Bei bestimmten Formen wie dem Reizdarmsyndrom helfen zudem ausgewählte Probiotika.

Elternratgeber 

Für Eltern ist das ständige Bauchweh oft nervenaufreibend und mit der Angst verbunden, dass etwas Ernstes dahinterstecken könnte. Doch meist kann Entwarnung gegeben werden. Wenn die funktionellen Bauchschmerzen erkannt sind, lässt sich viel tun. Posovszky empfiehlt Normalität zu fördern. Kinder sollen trotz Schmerzen am Alltag teilnehmen und keine Schonhaltung bei leichten Beschwerden. Struktur soll geschaffen werden. Feste Essens- und Schlafenszeiten, keine ständige Snacks zwischendurch, achtsames, langsames Essen.

Bewegung tut gut: Regelmässige körperliche Aktivität unterstützt die Verdauung und reduziert Stress. Dazu soll Stress abgebaut werden: Weniger Termine, mehr Entspannung. 

Der Bauch spricht

Funktionelle Bauchschmerzen sind keine Einbildung, sondern echte Leiden, oft Ausdruck von innerem Ungleichgewicht. Mit Verständnis, gezielter Diagnose und ganzheitlicher Therapie lassen sich viele Kinder nachhaltig entlasten. Wichtig ist es frühzeitig zu reagieren. 

Zürich24