Wer eine Wohnung sucht und sich durch die gängigen Onlineportale wie Homegate und Immoscout24 klickt, muss meist leer schlucken. Natürlich gibt es die Ausreisser nach oben, die dann in den Boulevardmedien genüsslich ausgebreitet werden. «3‑Zimmer-Wohnung für 9400 Franken – gehts noch?» Doch auch «normale» Vermietangebote bewegen sich in der Grössenordnung von 2800 bis 5200 Franken für drei Zimmer. Dabei ist die angebotene Ausstattung überschaubar, und die Summe gilt auch für Randquartiere wie Altstetten oder Affoltern.
Dem gegenüber stehen die jüngst veröffentlichten Erhebungen von Statistik Stadt Zürich. «Die mittlere Nettomiete einer 3‑Zimmer-Wohnung lag im März 2024 bei 1875 Franken.» Freilich kommen hier üblicherweise 200 bis 400 Franken für die Heizung, die Abfallgebühren und die Hauswartung hinzu. Doch auch 2200 Franken sind verglichen mit dem realen Markt noch relativ wenig. Dabei räumt die Stadt selber ein, dass sich die Mieten etwa in den Kreisen 4 und 8 seit der Jahrtausendwende um mehr als 60 Prozent erhöht haben, während in den günstigeren Quartieren Zunahmen um 30 Prozent üblich waren. Laut der Stadt liegen diesen Einschätzungen «regelmässige Lieferung von Mietpreisen durch Immobilienverwaltungen» zugrunde sowie Ergänzungen durch Zufallsstichproben. Die Unsicherheiten liegen in Einzelfällen bei über 15 Prozent, so die Stadt.
Wie ist das einzuschätzen? Der Teuerungsausgleich bei den Löhnen vermag diesen Anstieg meist nicht abzufedern. Einerseits haben viele Berufszweige einen Reallohnverlust hinzunehmen und die Löhne blieben dieselben. Hingegen explodierten die Kosten der Mieten und auch der Krankenkassenprämien. Letztere Prämien sind laut dem Bundesrat «kein Konsum, sondern Transferzahlungen der privaten Haushalte an die sozialen Krankenversicherungen». Sie kommen also nicht vor bei der Berechnung der Teuerung. Mieten hingen schon, doch sind es jene Zahlen, die eingangs erwähnt sind und so gar nicht zu Realität passen wollen.
Privilegiert ist, wer wenig zahlt
Und die gemeinnützigen Wohnungen? Bei den Wohnbaugenossenschaften und städtischen Wohnungen betrug der Anstieg lediglich 22 Prozent. Von der rund 450 000-köpfigen Bevölkerung Zürichs wohnt etwa ein Drittel in diesen privilegierten Wohnungen. Privilegiert darum, weil sie von staatlichen Zuschüssen oder günstigen Land- und Finanzierungskonditionen profitieren. Dabei ist hier der Ausländeranteil mit 20 Prozent bedeutend tiefer, als es der Bevölkerungsanteil mit 34 Prozent ist. Auch bei den Einkommen drücken die Genossenschaften oft beide Augen zu. «Viele, die es verdienen, bekommen keine Wohnung. Viele, die drin wohnen, haben das gar nicht nötig», so Experte Marco Salvi in der «NZZ am Sonntag».
Als Kostentreiber agiert auch der vom Bund vorgegebene Referenzzinssatz. Viele Vermieter haben die Mieten aufgrund des 2023 und 2024 um total 0,5 Prozentpunkte erhöhten Referenzzinssatzes verteuert. Hingegen haben sie vorher die Senkung seit 2012 von den damals geltenden 2,25 Prozent auf 1,25 Prozent oftmals nicht weitergegeben. Fazit: Mieten belasten die Haushalte weitaus mehr, als es die offizielle Statistik weismachen will.