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Zürich 2
06.09.2024

Das Paradies für Schafe liegt in Zürich

«Die Geschichten unserer Schafe sind so vielfältig wie die Schafe selbst. Denn bei uns werden sie als Individuen wahrgenommen», sagen Larissa und Marco Barresi.
«Die Geschichten unserer Schafe sind so vielfältig wie die Schafe selbst. Denn bei uns werden sie als Individuen wahrgenommen», sagen Larissa und Marco Barresi. Bild: Dennis Baumann
Tiere schützen und Natur erleben: In Leimbach finden Schafe dank der «tierischen Naturwerkstatt» ein neues Zuhause. Der Verein nimmt Schafe in Not auf und lädt die Bevölkerung ein, die Tiere im kleinen Tierparadies kennenzulernen.

Dennis Baumann

Sein Schicksal war eigentlich schon besiegelt: Das heute fünfjährige Schaf Rino wäre um ein Haar auf dem Schlachthof gelandet, hätten Larissa und Marco Barresi, Gründer des Vereins «Tierische Naturwerkstatt», nicht eingegriffen. Der Schlachttermin stand bereits fest, doch zu Rinos Glück musste der Schlachttransportfahrer krankheitsbedingt absagen und die Barresis konnten den Besitzer überzeugen, das Schaf in ihre Obhut zu geben.

«Die Geschichten unserer Schafe sind so vielfältig wie die Schafe selbst. Denn bei uns werden sie als Individuen wahrgenommen», sagen Larissa und Marco Barresi. Auf ihrem Hof in Zürich Leimbach finden Schafe ein Zuhause, wo sie nicht mehr als Nutztiere gehalten werden und nichts leisten müssen. Zum Verein gehören insgesamt 15 Schafe. Ihre einzige Aufgabe: flauschig sein. Denn jede Woche empfängt der Verein Besucherinnen und Besucher von Jung bis Alt, die mit den Schafen kuscheln wollen.

Mit Schafen aufgewachsen

Schon als Kind waren Schafe ein fester ­Bestandteil ihres Alltags, erzählt Larissa Barresi. Sie ist neben einem Bauernhof gross geworden und hatte bereits als Kind die Liebe für Schafe. Dabei nahm sie vier Schafe unter ihre Fittiche und lernte, wie man mit ihnen umgeht und wie man sich um sie kümmert. Barresi und die Schafe wurden unzertrennlich und als es darum ging, von zu Hause auszuziehen, war für sie klar: «Die Schafe mussten mit.»

Ihr heutiger Ehemann Marco Barresi stand seit Anbeginn an ihrer Seite und unterstützte sie auf der Suche nach einem passenden Standort. Vor sieben Jahren dann der Startschuss mit dem Verein «Tierische Naturwerkstatt». Mit zwei Standorten in Zürich Leimbach, je einem im Mittelleimbach und im Ris, war das Projekt, Schafe in Not zu retten, geboren.

Kuscheleinheiten zur Entspannung

Überforderung mit dem Tier oder Skrupel, es zu schlachten – die Gründe, wieso dem Verein die Schafe übergeben werden, sind verschieden. Doch der Platz ist begrenzt. Mit 15 Schafen ist die Obergrenze erreicht und neue Schafanfragen müssen weitervermittelt werden. «Wir haben ein starkes Netzwerk. Die Schafe landen dann entweder auf einem anderen Lebenshof oder bei tierliebenden Privatpersonen», erklärt Larissa Barresi. Der Verein finanziert sich durch seine Angebote, allen voran durch seine Schaf-Patenschaften. Als Götti oder Gotte eines Schafes kann man mit einem monatlichen Beitrag den Lebensunterhalt des Tieres finanzieren, also Futter und Pflege, und es besuchen.

Zudem bietet der Verein zahlreiche Kurse an. Vom Tierethikunterricht bis zum Schaf-Yoga dreht sich dort alles um Natur und Tier. Besonders beliebt sind die Hofbesichtigungen durch Schulklassen. Auch Erwachsene sind willkommen. Wer vom Alltag herunterfahren will, kann auf dem Hof mit den Schafen eine Kuschel­einheit buchen.

«Schafe sind friedliche Tiere und haben eine entspannende Wirkung», sagt Barresi. So bekommt der Verein wöchentlich mehrere Besucheranfragen. Deswegen ist er auch auf Helferinnen und Helfer angewiesen, die mithelfen, die Schafe zu versorgen oder sich im Bereich Naturschutz einsetzen. Bis zu 20 Personen sind im Verein aktiv involviert und halten den Hof am Laufen.

Eine Naturoase entsteht

Der Hof der «Tierischen Naturwerkstatt» ist längst nicht nur ein Paradies für Schafe. Auf dem Gelände wächst entlang der Hauptstrasse ein 200 Meter langer Wildblumenstreifen mit verschiedensten Pflanzenarten. «Vögel, Schmetterlinge, Bienen und weitere Insekten können sich hier niederlassen», sagt Barresi. Geht dort der Platz aus, stehen Alternativen schon bereit. Mehrere Bienen-, Vogel- und Fledermaushäuser auf und um das Hauptgebäude des Hofs sollen den Tieren Raum zur Entfaltung geben.

Die Barresis sind allerdings noch nicht fertig mit ihren Naturschutzprojekten. Für den Herbst plant das Paar, weitere Bäume zu pflanzen, die noch mehr Lebensraum bieten sollen. «Es ist schön, sich um die Tiere und die Natur zu kümmern. Das gibt uns sehr viel zurück.»

Tierische Naturwerkstatt: Im Mittelleimbach 19, 8041 Zürich, www.tierische-naturwerkstatt.ch

Dennis Baumann/Zürich24