Jeannette Gerber
Da Zürich bekanntlich eine einzige Festhütte ist, wird auch jedem Platz sein eigens Sommerfest zugestanden. Neben dem Dörflifäscht, das immerhin für das ganze Niederdorf steht, gibt es in den Kreisen 3, 4, 5 und 9 jedes Wochenende im Sommer irgendein Platzfest: auf der Josefwiese, auf dem Idaplatz, dem Röntgenplatz, dem Brupbacherplatz, dem Bullingerplatz oder dem Lindenplatz.
Es ist ja auf erfreulich, dass die Stadt und die Organisatoren so viel für die Unterhaltung der vornehmlich jungen oder jüngeren Bevölkerung tut. Dabei vergessen sie aber, dass es auch alte und kranke Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich in ihrem Wohnquartier durch die ständige Beschallung gestört fühlen. Darum ist das Plakat der Nachtruhe-Kampagne der Stadt Zürich sowie der Quartiervereine ein Paradox und tönt irgendwie fast zynisch. Darauf ist zu lesen: «Hier wohnen Leute. Nachtruhe bitte! Danke für ihre Rücksichtnahme.» Aber gleichzeitig bewilligt die Stadt diese unzähligen Feste.
Das Quartier rund ums Lochergut ist nicht nur an den Wochenenden in Festlaune. Wenn das Wetter stimmt, ist die ganze Sihlfeldstrasse, auch an Werktagen, abends eine einzige Beiz. Und dann kommen noch die nun definitiv eingeführten «mediterranen Nächte» hinzu. Während der Sommerferien dürfen Boulevardcafés und Gartenwirtschaften an Wochenenden ihre Gäste bis 2 Uhr früh bewirten. «Hauptsache Halligalli», meinte eine Quartierbewohnerin.