Patrick Holenstein
Ein einfaches, unscheinbares Tor in einem Keller in Zürich. Dahinter verbirgt sich eine fantastische Welt, die Besucher tief in die Filmgeschichte eintauchen lässt. Die Sammlung von Roman Güttinger bringt Filmfans zum Staunen. Der Raum offenbart ein Sammelsurium aus Filmrequisiten und -andenken.
Rechts grüsst C-3PO in Lebensgrösse, direkt vor der Nase bittet E.T. um einTelefon und Hellboy ist wie üblich rot im Gesicht. Neben Yoda steht Jack Sparrow in voller Pracht, Fuchur aus «Die unendliche Geschichte» setzt zum Flug an, der Terminator schaut grimmig, ein Mandalorianer bewacht Indiana Jones, Batman und den Joker und dazwischen steht ein kleines, aber schickes Modell des DeLorean aus «Zurück in die Zukunft». Wer es blutiger mag, findet den ikonischen Würfel aus «Hellraiser» oder verschiedene Versionen des Aliens aus dem gleichnamigen Kultfilm.
«Sammler nach dem Lustprinzip»
«Alien» spielt eine grosse Rolle für Roman Güttinger. Seit 30 Jahren sammelt der Filmliebhaber, der hauptberuflich im Verkauf bei einem Zürcher Filmverleih arbeitet, und ist nicht zuletzt durch das Wesen aus einer anderen Welt gut vernetzt.
Mit 18 Jahren hat er H.R. Giger kennengelernt, den legendären Schöpfer desAliens aus dem Film «Alien», wofür Giger einen Oscar gewann. Über 20 Jahre war Güttinger mit dem grossen Meister befreundet, bis zu dessen Tod. «Dank ihm haben sich durchaus Türen geöffnet, weil er im Ausland wie ein Gott verehrt wurde», sagt Güttinger und fügt an: «So bin ich in Kontakt mit Leuten gekommen, die mich ohne den Einfluss von Giger kaum ernst genommen hätten.» Güttinger hat zu jener Zeit bei der Firma Ericsson gearbeitet und Giger immer wieder Material wie industrielle Elektrokomponenten organisiert, die Giger in seine Werke eingebaut hat.
Vier Lagerräume und eine Ausstellung, die in Frauenfeld steht, umfasst seine Sammlung. Davon verkauft Güttinger aber nur wenig, zu sehr hängt sein Herz oft ideologisch an den Stücken. Gerade an Sachen, die er lange und intensiv gesucht oder schon als Kind damit gespielt hat, hängt er. «Ich bin Sammler nach dem Lustprinzip», so Güttinger. Aber er hilft gerne, wenn jemand ein besonderes Stück sucht, und aktiviert sein Netzwerk.
Manchmal passiert es, dass er nach langer Suche ein begehrtes Modell erstehen kann, wie die lebensgrosse Alien-Königin aus den «Alien»-Filmen. Sechs Jahre hat er danach gesucht. «Da musste ich Sachen tauschen, sonst hätte ich mir die Königin gar nicht leisten können», erzählt er. Aber es hat sich gelohnt. Immerhin ist das Modell volle zwölf Meter lang und ein Prunkstück der Sammlung. Zudem markiert es durch die persönliche Geschichte eine Art Kreis zu H.R. Giger, der sich geschlossen hat.
Hobby gleicht einem Vollzeitjob
Ein lang gehegter Traum von Güttinger wäre ein Museum, wo Originale und viele der raren und besonderen Stücke, die teilweise aus den Original-Abgussformen der Filme stammen, präsentiert werden könnten. «Ich hätte bereits genug Material für diverse Sonderausstellungen», so Güttinger. «Autogramme sammle ich immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich vielleicht irgendwann für ein Museum Bildmaterial benötigte», ergänzt er. Fast hätte es einmal geklappt, weil eine Liegenschaft in Winterthur verfügbar gewesen wäre, aber die Finanzierung kam letztlich doch nicht zustande.
Die Sammlung von Roman Güttinger ist beeindruckend, speziell für Fans des fantastischen Films bzw. des Horror-Genres. Er sammelt aus Leidenschaft, liebt aber auch schlicht das Medium Film. «Mein Hobby verschlingt fast so viel Zeit wie ein Vollzeitjob», so Güttinger. Mit so viel zeitlicher Investition hat er über Jahrzehnte eine Sammlung aufgebaut, die hoffentlich doch noch irgendwann ihren Weg in ein Museum findet. Bis es so weit ist, können sich Interessierte anlässlich der Filmbörse im Volkshaus, die zweimal im Jahr stattfindet, einen Einblick in seine Sammlung verschaffen oder aber ihn für eine private Führung direkt kontaktieren. Denn nach Absprache öffnet er nur zu gerne die Tür zu seiner Sammlung.
Weitere Informationen: www.movieprops.ch
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch