Patrick Holenstein
Dominic Wetzel, mir fällt auf, dass deine Songs grösstenteils einen positiven Vibe haben, selbst bei traurigen Themen. Wie gelingt es dir, diese Waage zu halten?
Ich würde sagen, das gelingt mir, weil ich ein mega fröhlicher und positiver Mensch bin. Aber in den Songs bearbeite ich schon meine dunkle und sensible, verwundbare Seite und man hört diese beiden Welten aufeinanderkrachen. Die positiven Melodien, aber auch die melancholischen Texte sind zwar optimistisch, aber gleichzeitig nachdenklich.
Verarbeitest du in deinen Texten eigene Erfahrungen?
Immer. Es sind alles persönliche Erfahrungen, über welche ich schreibe.
Das führt mich zu «Leider geil». Darin singst du von Ablehnung und gut gemeinten, aber ungefragten Ratschlägen. Erlebst du solche Dinge oft?
Leider erlebst du das immer wieder. Es gibt Leute, die auf mich zukommen und fragen, ob ich nicht über dieses oder jenes schreiben kann. Gut gemeinte Ratschläge sind immer mega willkommen und diese nehme ich sehr gerne an. Entscheidend ist die Art und Weise, wie man Kritik ausübt. Schubladisiert oder abgestempelt werden und gar nicht die Möglichkeit bekommen, seine eigene Darstellung einzubringen, finde ich nie in Ordnung. Darum geht es im Song vor allem. Das Unterbewusstsein spürt aber mit zunehmendem Erfolg auch, dass mehr Neid da ist. Das merke ich und das beschäftigt mich. Ich bin selbst gar nicht so. Wenn aber plötzlich Leute mit dieser Art von Missgunst kommen, frage ich mich, was ich diesen Menschen getan habe. Wieso gönnt man sich nicht manchmal etwas mehr und freut sich für andere mit, anstatt auf Ablehnung zugehen? Trotzdem ist bei «Leider geil» wieder eine Kehrtwende drin. So in der Art von «Ich weiss, du kritisierst mich und findest meine Songs nicht cool, aber hintenrum feierst du sie dann eben doch, singst mit und kommst vielleicht an Konzerte.»
Dein Album heisst «Träum mal drüber nah», auch «Hoffnigsscherbe» ist ein schönes Bild. Wie wichtig sind dir sprachliche Feinheiten?
Unglaublich wichtig. Darauf lege ich grossen Wert. Schön, dass es dir auffällt. Immer, wenn ich auf Songtexte angesprochen werde, ist das ein riesiges Kompliment für mich, denn ich gebe mir sehr grosse Mühe, dass ich die Bilder in den Texten möglichst authentisch rüberbringe. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich oft Anglizismen verwende. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und dasEnglische nagt schon auch an mir. Ich finde das Spiel zwischen Mundart und Englisch cool.
Wann hast du entschieden, dass du in Mundart singen willst?
Ich habe immer Englisch gesungen und erst mit Dom Sweden im Jahr 2020, als ich die Single «Nora» veröffentlicht habe, habe ich Texte nur in Mundart geschrieben. Lustigerweise habe ich schon früher neben meinen englischen Sachen auch Raptexte in Mundart getextet. So hat sich das langsam entwickelt. Mundart hat mich nie losgelassen und ich finde es eine geile Sprache. Also fand ich, dass «Nora» raus muss und so ist Dom Sweden entstanden. Das hat so gut gepasst, dass ich dabeigeblieben bin.
Wie ist dein Künstlername entstanden? Hast du einen Bezug zu Schweden?
Null. Das Dom kommt von Dominic, meinem richtigen Namen. Seit der Lehre haben meine engsten Kolleginnen und Kollegen aus meinem Nachnamen Wetzel die Abhandlung zu Sweden gemacht. Damals war «Fast & Furious» voll der Hype. Dort spielt Vin Diesel den Dom Toretto und daraus wurde in meinem Fall Dom Sweden. Irgendwann sagte ich mir: «Wenn ich mal einen Künstlernamen brauche, wird es Dom Sweden.» Und es verbindet die beiden Optionen aus Mundart und Englisch.
Dom Sweden hast du 2021 begonnen. Hat damals die Pandemie eine Rolle gespielt, dass du das Projekt gestartet hast?
Die Pandemie hat in dem Sinn eine Rolle gespielt, weil ich die erste Single im April herausgebracht habe, als die Pandemie richtig losgegangen ist. Ich dachte mir: «Mist, jetzt kann ich keine Konzerte spielen.» Aber es war eine gute Gelegenheit, ganz viel Musik zu machen und den Song «Nora» sehr vielen Leuten in der Branche zu schicken. Von niemandem bekam ich Feedback – ausser von Baschi, der mich angerufen hat. Er meinte, dass er den Song cool findet, und hat mich zum Mittagessen eingeladen. Er hat mich darauf ins Studio eingeladen. Ich habe oft dort geschlafen und mit Phil und Baschi gemeinsam geschrieben und mich weiterentwickelt.
Was ist jetzt, wo das Album auf dem Markt ist, als Nächstes geplant?
Im Oktober spiele ich die letzten Konzerte für dieses Jahr. 2024 möchten wir so viel wie möglich spielen und hoffentlich auch an die grösseren Festivals kommen. Im Frühling möchte ich eine neue EP rausbringen. Das habe ich bisher noch niemandem verraten. Geplant ist, die ruhigere Zeit bis und um Weihnachten zu nutzen, um neue Musik zu schreiben und im Frühling nochmals nachzudoppeln.
Dieses Interview entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch