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Kultur
30.08.2023
28.08.2023 14:56 Uhr

Literarische Reise zu Wilhelm Tells Wurzeln

«Wenn ich mich erst auf ein Manuskript festgelegt habe, dann wird daran geschraubt, bis es fertig ist, respektive einen Puls hat», sagt der Zürcher Autor Mike Mateescu.
«Wenn ich mich erst auf ein Manuskript festgelegt habe, dann wird daran geschraubt, bis es fertig ist, respektive einen Puls hat», sagt der Zürcher Autor Mike Mateescu. Bild: Laura Kaufmann
Der Zürcher Autor Mike Mateescu startet in seinem neuen Buch «Tochterland» zu einer literarischen Schatzsuche durch die Schweiz. Er begibt sich dabei zurück zu den Wurzeln von Wilhelm Tell. Im Gespräch gibt Mateescu Einblick in seinen neusten Roman und erzählt von seiner Arbeit als Schriftsteller.

Patrick Holenstein

Mike Mateescu ist Autor, in Zürich geboren und lebt heute in einer gemütlichen Dachwohnung mitten in der Limmat­stadt. Dort entstehen seine Romane. Mit der Serie um die Privatdetektivin Enitta Carigiet hat er Zürich eine literarische Verneigung geschenkt. Für den aktuellen Roman «Tochterland» hat der Autor mit familiären Wurzeln in Transsilvanien die Grenzen Zürichs jedoch verlassen und lädt zur literarischen Tour de Suisse.

Im Roman steht der Bundesfeiertag vor der Türe und gleichzeitig eine akute Bedrohung. Bundesrat und Medien­mogul Konrad Bimsinger hat ein Artefakt aus den Gründungstagen der Schweiz im Visier, das die helvetische Geschichte neu schreiben würde. Die junge Billionen­erbin Délphine Courant, deren Familie ein siebenhundertjähriges Geheimnis hütet, unterstützt seinen Plan. Derweil begeben sich Bundesagent Glarus Greif und Journalistin Franka Feist im Auftrag der Bundespräsidentin auf die Schatzjagd nach dem Artefakt, um die Kata­strophe zu verhindern.

Der Schriftsteller als Vermittler

Der Inhalt liest sich wie ein James-Bond-Film. Mike Mateescu ist ausgewiesener Filmkenner und verfasst regelmässig Kritiken für Onlinemagazine, daher dürfte das kein Zufall sein. Aber ihm ist ein anderer Punkt wichtig: Er will die Schweiz verbinden. «Als Schriftsteller nehme ich mitunter die Rolle des Vermittlers ein. Es ­ärgert mich halt, dass sich unsere Gesellschaft – auch global – immer mehr spaltet.»

Mateescu plädiert für das Brückenbauen und mehr Dankbarkeit dafür, was die Schweiz bietet: «Wir haben einen weiten Weg vor uns – ohne Frage – und die Schweiz wird nie perfekt sein. Abereigentlich ist sie schon ein geiler Flecken Erde, nicht?» Diesem Punkt wollteMateescu einen Roman widmen, der auch Spass machen darf.

Wo er keinen Spass versteht, ist beiseiner Arbeit. Mateescu pflegt einen eleganten Stil, den er über viele Jahre geschliffen hat, gewürzt mit einem Hauch Ironie und etwas schwarzem Humor, dazu eine Sprache, die mit offenen Armen empfängt und die gelegentlich diebisch-amüsante popkulturelle Verweise – etwa die Comic-typische Alliteration bei manchen Namen – offenbart.

Vom Manuskript zum Buch mit Puls

Für «Tochterland» ist Mateescu buchstäblich einmal quer durch die Schweiz gereist. Ihm war bei einer Geschichte über die Legende von Wilhelm Tell wichtig, möglichst viele Teile der Schweiz miteinbeziehen. «Bis anhin hatte ich ja hauptsächlich in der Stadt Zürich gewildert. Es tat gut, das Feld einmal weit zu öffnen, und ich habe fast jeden einzelnen Schauplatz besucht, damit man tief in die Geschichte abtauchen kann. Da durfte auch der Morgartenberg nicht fehlen, auf den wir bei 32 Grad geklettert sind», erzählt er.

Wenn Mike Mateescu alle benötigen Informationen und Recherchen zusammen hat, sämtliche Ideen skizziert sind, zieht er sich zum Schreiben zurück. Das passiert akribisch und mit möglichst wenig Ablenkung.

«Die eigentliche Schreibarbeit er­fordert viel Ruhe und gute Instrumen­talmusik. Beispielsweise Soundtracks, Synth­wave oder Dark Ambient, da mich Songtexte furchtbar ablenken», erklärt er. Dieser Arbeitsstil hat sich bewährt.Mateescu jongliert zwar stets mit mehreren Ideen, kann sich aber gut fokussieren: «Wenn ich mich erst auf ein Manuskript festgelegt habe, dann wird daran geschraubt, bis es fertig ist respektive einen Puls hat.» Man spürt in diesen Worten seine Leidenschaft für das Schreiben.

Bleibt abschliessend noch die Frage, ob Privatdetektivin Enitta Carigiet zurückkehren wird. «Enitta nahm mir tatsächlich übel, dass sie sich etwas gedulden musste», erklärt Mateescu und fügt an: «Als Figur ist sie seit ihrem Debüt ‹Mordsfondue› enorm gewachsen. Deshalb wird sie Ende September in ‹Wolf­sturz› für ein fünftes Abenteuer zurückkehren.»

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch

Das Buch «Tochterland – Die Wahrheit über Wilhelm Tell» vom Zürcher Autor Mike Mateescu widmet sich der Legende um den Schweizer Nationalhelden. Bild: zvg

Tochterland – Die Wahrheit über Wilhelm Tell
BoD – Books on Demand
Taschenbuch
288 Seiten
Fr. 24.50.-

Patrick Holenstein