Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Kultur
26.07.2023
01.08.2023 00:46 Uhr

«In Mundart klingen wir poppiger»

Schlagzeuger Paolo Pappalardo, Gitarrist Luciano Dalla Torre, Bassist Jan Müller und Sänger Reto Wohlgensinger (v.l.n.r.): Mit ihrer Band Rival Empire haben sie Anfang Juli ihre neue Single «Glücklich» veröffentlicht.
Schlagzeuger Paolo Pappalardo, Gitarrist Luciano Dalla Torre, Bassist Jan Müller und Sänger Reto Wohlgensinger (v.l.n.r.): Mit ihrer Band Rival Empire haben sie Anfang Juli ihre neue Single «Glücklich» veröffentlicht. Bild: Rival Empire
Rival Empire leben im Grossraum Zürich, haben sich im bluesigen Pop gefunden, die letzten beiden Songs bewusst mitten in Zürich aufgenommen und sind laut der aktuellen Single «glücklich». Wir haben mit Sänger Reto Wohlgensinger und Schlagzeuger Paolo Pappalardo gesprochen.

Patrick Holenstein

Ihr habt eure Wurzeln im Blues. Wie habt ihr euch stilistisch als Band gefunden?
Reto:
Wir machen im Grunde schon Rock, aber die neue Single «Glücklich» ist eher auf der Pop-Schiene. Stilistisch liegen unsere ­Interessen weit auseinander – von Pop bis zu richtig harten Sounds. Manche mögen die härteren Sachen weniger. Ich mag sie sehr, aber gesanglich liegen sie mir nicht. Also hat sich gezeigt, dass Pop und Blues genau das sind, was wir gerne spielen.

Mit der Single «Alti Muure» habt ihr von Englisch auf Deutsch gewechselt. Hat sich der Schreibprozess dadurch verändert?

Reto: Definitiv. Man überlegt sich noch bewusster, was man sagt und wie man das tut. Im Englischen kann man sich vielleicht ein wenig verstecken, aber kennt oft nicht alle Bedeutungen wie etwa Sprichwörter. Schweizerdeutsch ist cool, weil es unsere Muttersprache ist und wir sie geschickter nutzen und uns so viel breiter ausdrücken können. Es ist zwar schwieriger, aber wenn man es gut macht, ist es besser. Für das Publikum ist es zudem einfacher, den Text zu verstehen.

Paolo: Ich kann gut Englisch, aber bei der Arbeit mit schweizerdeutschen Texten ist mir aufgefallen, dass Ideen besser ausgearbeitet werden können. Ich verstehe die Sprache deutlich besser und kann meinen Senf fundierter dazugeben. Bei englischen Songs habe ich als Drummer eher die Beats beigesteuert, es fiel mir aber schwer, sinnvolle Inputs zu den Texten zu geben. Für mich ist das die erste Erfahrung mit Mundart in einer Band, und es ist sensationell geil.

Ist die Entwicklung zu Mundart und zum poppigen Touch harmonisch passiert, oder war das eine klare Entscheidung?

Reto: Wir haben schon auch rockige Nummern in Mundart, aber die sind noch nicht veröffentlicht. In Mundart klingen wir poppiger, aber warum das so ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Irgendwie passt es besser.

«Wenn du ins Publikum schaust und die Leute tanzen und feiern mit, ist das eines der schönsten Feedbacks, das es überhaupt gibt. Das hast du nur, wenn du live spielst. Darum machen Liveshows unglaublich viel Spass», sagt Paolo Pappalardo, Schlagzeuger von Rival Empire. Bild: Jannik Siegth

«Glücklich» erzählt davon, sich nicht zu lange mit den dunklen Momenten zu belasten. Wie kam es zu dem Songtext?

Reto: Eigentlich hatten wir einen anderen Text. Die Message war aber irgendwie nicht so greifbar, es hat nicht gepasst. Also entstand im Studio von Thomas Fessler (Produzent und Mitinhaber bei 571 Recording Studios in Zürich, Anm. d. Red.) die Idee: «Wieso nicht einfach glücklich sein?» Wir wollten aber nicht kitschig sein, und Glücklichsein ist auf eine Art einfach gesagt, aber es ist nicht so leicht. Irgendwann kommt eine Phase, in der es dir schlechter geht. Wir waren kürzlich auf Promo bei Radio Top, und dort habe ichPeter Reber zitiert: «Wenn das Glück kommt, musst du ihm einen Stuhl hinstellen, und es soll sich setzen und bleiben.»

Paolo: Diesen Song gibt es überhaupt nur, weil wir einen glücklichen Song haben wollten, und auf der Suche danach ist dieser Song entstanden. Man soll nicht alles so schwernehmen. «Glücklich» dreht sich um die Suche nach dem Glück, und so ist der Song entstanden. So ist er gewachsen und wurde im Studio finalisiert.

Konzerte sind euch wichtig. Was braucht eine Liveshow, damit ihr zufrieden seid?

Paolo: Auf der Bühne haben wir einen Zusammenhalt, feiern eine Party, und die soll über den Bühnenrand hinausgehen. Wenn du ins Publikum schaust und die Leute tanzen und feiern mit, ist das eines der schönsten Feedbacks, das es überhaupt gibt. Das hast du nur, wenn du live spielst. Darum machen Liveshows unglaublich viel Spass.

Reto: Ich finde unfassbar schön, wenn eine Interaktion zwischen Publikum und Band entsteht. Als wir bei einem Konzert diesen Sommer den Song «Chlini Moment» spielten, den wir bis jetzt nicht aufgenommen haben, hat das Publikum am Schluss die Phrase «... denn bliibets für immer!» von sich aus wiederholt. Jan hat das sofort aufgenommen, und schnell ist die Band miteingestiegen, das war sensationell. Ich hatte kurz Tränen in den Augen, als ich später das Video unseres Auftritts ein zweites Mal angeschaut hatte.

Paolo: Ich habe gleich wieder Gänsehaut. Das sind Momente, die du nicht üben kannst.

Was steht denn für dieses Jahr noch in der Agenda von Rival Empire?

Reto: Songs schreiben. Gigs bekommen, damit wir die Songs finanzieren können. Social Media werden immer mehr ein Thema. Also Videos produzieren. Es sind verschiedenste Baustellen. Wir möchten möglichst immer mehr erreichen. Aber das grosse Ziel ist schon das Livespielen.

Paolo: Wir haben jetzt etwas Zeit, um an der Live-Performance zu feilen, und hoffen, dass wir im nächsten Jahr ein Feuerwerk knallen lassen können.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch, wo das ungekürzte Interview gelesen werden kann.

Patrick Holenstein