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Kultur
28.06.2023
14.06.2023 12:58 Uhr

Die Vision des X-tra vom Haus der Musik

Als Projektleiter betreut Reto Lazzarotto das X-tra Haus der Musik, das sich derzeit noch unweit des Limmatplatzes befindet.
Als Projektleiter betreut Reto Lazzarotto das X-tra Haus der Musik, das sich derzeit noch unweit des Limmatplatzes befindet. Bild: zvg
Das X-tra am Limmatplatz in Zürich hat mit Konzerten und Partys Generationen von jungen Menschen im Zürcher Nacht- und Kulturleben begleitet. Auch wenn diese Ära am jetzigen Standort bald zu Ende geht, hält das X-tra an seinem erweiterten Konzept einer Begegnungszone fürs Musikschaffen fest.

Patrick Holenstein

Momentan sucht das X-tra nach alternativen Standorten anstelle des Limmathauses, um das X-tra Haus der Musik zu realisieren. Denn die Stiftung Limmathaus, welche die Räumlichkeiten dem X-tra vermietet, plant künftig eine Nutzung mit Büroräumen. Schnell war für die X-tra Production AG, die das kultige Haus betreibt, klar, dass die Musik auch in den neuen Räumlichkeiten kompromisslos im Fokus stehen soll. Das Haus der Musik hängt durch die Standortsuche aber nicht im luftleeren Raum, denn das Projekt nimmt bereits Form an.

«Wir haben durch Umfragen bei den Branchenförderern wie der Fondation Suisa, der ZHdK, bei Sonart, dem Branchenverband der Musikschaffenden, oder Instrumentor, der grössten Plattform für Musikunterricht, sowie vielen Acts und Branchenprofis gut erkennen können, wo Lücken bestehen», erklärt Reto Lazzarotto, Projektleiter des X-tra Haus der ­Musik. Eine ganzjährige Begegnungszone für die Vernetzung in der Branche fehlt offenbar. Dieser Ort ist nun am Entstehen.

Musikalischer Mikrokosmos

Der Mangel an qualitativ hochwertigen Probebühnen ist ein Thema. Aktuell verfügt das X-tra über drei Stück. Sie können den ganzen Tag ohne Einschränkungen genutzt werden. So hat die junge Musikerin Joya Marleen eine Woche lang im X-tra an ihrem Live-Set gefeilt. Rapper Stress hat intensiv an seiner Unplugged-Show gepröbelt, die am 13. und 14. Juni im Schiffbau aufgezeichnet wurde, und Shootingstar Benjamin Amaru hat in zwei Wochen gleich ein volles Album aufgenommen, das kommendes Jahr erscheinen soll. Diese prominenten Beispiele stehen exemplarisch für die Vision des X-tra Haus der Musik.

  • Das X-tra Haus der Musik will offen sein für ein breites Publikum und so Musikschaffende wie auch Musikinteressierte gleichermassen ansprechen. Bild: zvg
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  • Der Mangel an qualitativ hochwertigen Probebühnen ist ein Thema. Aktuell verfügt das X-tra über drei Stück. Sie können den ganzen Tag ohne Einschränkungen genutzt werden. Bild: zvg
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  • Als Projektleiter betreut Reto Lazzarotto das X-tra Haus der Musik, das sich derzeit noch unweit des Limmatplatzes befindet. Bild: zvg
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Es soll ein entspannter Mikrokosmos sein, der alle künstlerischen Aspekte und Bedürfnisse abdeckt. «Neu ist im Haus der Musik der ganze Bereich Ausbildung, Talentakademie und Musikbusiness. Das haben wir in die Vision eingebracht, der Rest war bereits da», unterstreicht Reto Lazzarotto. Der Kreislauf beginnt bei Ausbildung mit Musikschulen, Schulungs- und Übungsräumen, aber auch Praktika in Licht-, Sound- und Multimedia-Engeneering.

Die Talent Akademie soll möglichst bald Proberäume für 12 bis 18 Bands bieten. Dazu kommen ein Aufnahmestudio sowie Workshops und Coachings zusammen mit Hochschulen und anderen Interessenten. In einem nächsten Schritt kommt das Music Business hinzu, sprich Labels und Bookings, was verschiedene Möglichkeiten für Verträge einschliesst.

Bis zu 18 Büroplätze für kleine Agenturen wären vorhanden. Die logische Entwicklung sind verschiedene Events, Konzerte oder Ausstellungen wie beispielsweise Instrumenten- oder Vinylbörsen. Der nächste Schritt ist die Gastronomie, also das Restaurant bzw. Musikcafé, aber auch Banketts oder sonstige Anlässe. Abgerundet wird alles von der Beherbergung mit einem Gästehaus für Künstler und Referenten. Natürlich kann dieser Kreislauf nach Belieben variiert und auf die Bedürfnisse angepasst werden.

300 000 Besucher und 200 Events

Das X-tra Haus der Musik will offen sein für ein breites Publikum und so Musikschaffende wie auch Musikinteressierte gleichermassen ansprechen. Es soll aber auch ein Biotop für die Branche sein, ein Ort zum Vernetzen, um neue Projekte anzustossen. Der Clubsaal wird vom erweiterten Konzept nicht tangiert, dort geht der Konzertbetrieb uneingeschränkt weiter.

Das Musikcafé, das mit einer Bühne, einer professionellen Soundanlage und Licht ausgestattet ist, bietet Platz für rund 100 Menschen. Kleine Shows sind so bereits jetzt direkt im Anschluss an Konzerte im Clubsaal möglich. «Bei King Gizzard & The Lizard Wizard hat das bereits wunderbar funktioniert», so Lazzarotto, «Gamma Kite aus Winterthur haben gespielt und die Leute, die ins Foyer geströmt sind, blieben stehen und haben zugehört.»

Neben den künstlerischen Aspekten für das Musikschaffen ist das X-tra Haus der Musik wirtschaftlich relevant für Zürich. Rund 300 000 Menschen besuchen rund 200 Events im Jahr, 150 Mitarbeitende sorgen dafür, dass alles rund läuft. Das X-tra läuft wirtschaftlich ohne jegliche öffentliche Subventionierung. Auch das X-tra Haus der Musik wird momentan vollumfänglich mit privaten Geldern realisiert. Dazu kommen Professionals wie Acts und ihre Entourage und weitere Gäste, die das X-tra nach Zürich bringt und die auch in anderen Wirtschaftsbereichen konsumieren.

Egal was die Zukunft für das X-tra bringt, der Anfang für eine neue, wichtige und umfangreiche Begegnungszone scheint gemacht. Die Vision wird sich ab sofort entfalten und bestehen bleiben. Bereits jetzt ist klar: Das Projekt wird weitergeführt, auch wenn das X-tra am Limmatplatz die Tore schliessen muss. Das Kaleidoskop wird Zürich an einem anderen Standort erhalten bleiben.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch

Patrick Holenstein