Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Kultur
31.05.2023
01.06.2023 09:45 Uhr

Dem Theater fehlen 100'000 Franken

Sie führen das Sogar-Theater im Industriequartier (v. l.): Regisseurin Ursina Greuel und Literaturveranstalterin Tamaris Mayer.
Sie führen das Sogar-Theater im Industriequartier (v. l.): Regisseurin Ursina Greuel und Literaturveranstalterin Tamaris Mayer. Bild: zvg
Das Sogar-Theater wurde von der Jury der Stadtzürcher Theaterförderung als förderungswürdig eingestuft. Doch trotz Erhöhung der städtischen Subventionen muss das Theater in der Realität mit weniger Geld auskommen als früher.

«Das Sogar-Theater hat sich eine wichtige Position in der professionellen Zürcher Theaterlandschaft erarbeitet», sagt Ursina Greuel, künstlerische Leitung des Sogar-Theaters im Kreis 5. Die grosse Entwicklung unter der Leitung von Greuel und Tamaris Mayer wurde auch von der Jury der städtischen Theaterförderung wahrgenommen.Diese Entwicklung sei nur möglich gewesen durch prägnante eigene Theaterproduktionen, so Greuel. Diese wurden jeweils in enger Zusammenarbeit mit ­Autorinnen und Autoren realisiert und überregional wahrgenommen. «Finanzieren konnten wir dies über die Koproduktion mit der Gruppe Matterhorn-Produktionen.» Diese Gruppe wurde von der Stadt Zürich mit einer Dreijahresförderung unterstützt.

Die Unterstützung läuft nun allerdings aus. Um das Programm des Sogar-Theaters weiterhin finanzieren zu können, hat dieses ein Konzept entworfen, welches die Integration von «Matterhorn-Produktionen» in den Theaterbetrieb vorsieht. «Dieses Vorgehen wurde im Austausch mit dem Präsidialdepartement, welches für den Bereich Kultur zuständig ist, entworfen und explizit begrüsst», betont Greuel. Das Präsidialdepartement habe die Theaterleitung in diesem Vorgehen sogar bestärkt, da es die neuen Möglichkeiten der Konzeptförderung nutzt.

Jury sprach weniger Geld als erhofft

Aktuell wird das Sogar-Theater jährlich mit einem Subventionsbeitrag von 251 677 Franken durch die Stadt Zürich unterstützt. Die Gruppe Matterhorn-­Produktionen erhielt über die Dreijahresförderung der Stadt Zürich Förder­gelder in der Höhe von 100 000 Franken und generierte zusätzlich weitere 100 000 Franken von anderen Förderstellen, wie zum Beispiel von privaten Stiftungen. Das ergab ein Total von 451 677 Franken. Mit dem Auslaufen der Dreijahresförderung der Gruppe Matterhorn-Produktionen fallen dem Sogar-Theater 200 000 Franken jährlich weg. Das Budget des Sogar-Theaters wurde folglich um 200 000 Franken erhöht, um den Status quo erhalten zu können. Zusätzliche 100 000 Franken wurden budgetiert, um die erfolgreich begonnene Entwicklung fortsetzen und festigen zu können. Daher wurde ein Konzept eingereicht mit einem städtischen Beitrag von 555 000 Franken.

Rund 100 000 Franken fehlen

Die Jury der Theaterförderung erhöhte den Beitrag für die nächsten sechs Jahre aber nur von 251 677 Franken auf 356 700 Franken. Die Neupositionierung des Sogar-Theaters in der Zürcher Theaterlandschaft spiegle sich nicht in der Finanzierung wider – das Sogar-Theater bleibe am unteren Rand aller subventionierten Theaterhäuser, so Greuel. Der städtische Beitrag von 356 700 Franken deckt circa die Hälfte der wegfallenden Gelder ab, sodass das Sogar-Theater ab 2024 mit rund 100 000 Franken weniger pro Jahr auskommen muss als bis anhin. «So können wir nicht einmal den Status quo finanzieren, müssen einen stark abgespeckten Spielplan präsentieren und auf unsere spezifischen Eigenproduktionen verzichten», so Greuel.

«Mit weniger Eigenproduktionen, weniger Rahmenprogramm und ohne das beliebte Quartierprojekt wird die in den letzten Jahren gewachsene Ausstrahlung des Sogar-Theaters wieder abnehmen. Unsere Aufbauarbeit der letzten Jahre wird nun zunichte gemacht», befürchtet Greuel. «Wenn wir keine Wege finden, wie wir unser Programm finanzieren können, verliert das Sogar-Theater sein künstlerisches Gesicht.» Das Sogar-Theater hofft nun auf den Gemeinderat, der die städtischen Beiträge noch behandeln wird. Die Gemeinderäte wurden mittels eines Schreibens informiert.

Neues Förderungskonzept

Die Stadt Zürich hat ihre Kleintheater-Subventionen neu ausgerichtet. Sie schreibt ihre Subventionen nun alle sechs Jahre aus. Die Stimm­bevölkerung hat der neuen Theaterförderung Ende 2020 mit 68 Prozent zugestimmt. Es handelt sich um insgesamt 3,9 Millionen Franken pro Jahr. Darüber, wer wie viel davon erhält, bestimmte eine frisch einberufene Jury aus neun Expertinnen und Experten.

Ziel der Theaterförderung ist es, das professionelle Theaterschaffen in Zürich durch gezielte Förderung zu stärken. «Die Förderung setzt Akzente, schärft Profile und unterstützt neben der strukturellen Förderung von Institutionen das freie Theater in den Schwerpunkten Produktion, Recherche und Diffusion», so die Theaterförderung. Mit der Neuausrichtung will die Stadt Bewegung in die subventionierte Szene bringen. Der Stadtrat hat die Empfehlungen der Jury für die Beiträge bis auf wenige Anpassungen übernommen. pm

Pia Meier