1896 wurde ein bescheidenes Haus aus dem Jahr 1845 mit einem stattlichen Kopfbau zur Sihlstrasse hin erweitert. Zürich war drei Jahre zuvor durch die erste Eingemeindung zur Grossstadt geworden. Das Haus steht nur einen Steinwurf von der Sihlbrücke entfernt, die das Zentrum mit Aussersihl verbindet – damals ein brodelndes Quartier voller Immigranten. Im Neubau muss man gut bürgerlich gewohnt haben; im Erdgeschoss befanden sich wohl von Anfang an Geschäfte.
Als Warenhaus zweckentfremdet
Ein Bild aus dem Jahre 1937 zeigt an der Fassade die Aufschrift «Weisswarenhaus Sihlbrücke». In den Jahren der Hochkonjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus gänzlich zum Warenhaus umgebaut. 2009 schliesslich kehrte man wieder zur Nutzung mit Laden-, Büro- und Wohngeschossen zurück. Wobei man sich laut dem für den Umbau verantwortlichen Architekturbüro «nach Rücksprache mit Branchenkennern für zwei Luxuswohnungen mit Dachterrasse» entschied ...
Wie oft mag man an diesem Haus achtlos vorbeigefahren sein? Seine schön proportionierte und noble Fassade zeigt sich erst der Velofahrerin oder dem Fussgänger, der von der Gessnerallee her kommt. Und nur im Frühjahr, bevor die Blättertracht der Bäume zu dicht wird.