Rahel Köppel
Soundcheck, einsingen und einwärmen – eigentlich war es wie an den Proben. Und doch war alles anders. Am 3. März hörte man nämlich hinter dem Bühnenvorhang ein reges Stimmengemurmel. Zum ersten Mal würden wir vor Publikum spielen. An der Premiere von «Julia ohni Romeo?» mischte sich bei uns allen Nervosität mit Vorfreude und wir konnten es kaum erwarten, unser Stück erstmals den Leuten präsentieren zu dürfen. «Places!», hörten wir die Leitung kurz vor 20 Uhr rufen, und fünf Minuten später standen wir hinter der Bühne, alle bereit, unser Bestes zu geben.
Zum ersten Mal Reaktionen zu bekommen, war ein unbeschreibliches Gefühl. Manchmal musste man aufpassen, dass man sich nicht aus der Rolle bringen liess, wenn das Publikum plötzlich an einer Stelle lachte, wo bei den Proben jeweils Stille war. Mit viel Spiel-, Sing- und Tanzfreude brachten wir die Premiere erfolgreich über die Bühne, begleitet von einem sehr dankbaren Publikum. Die Erleichterung nach der Vorstellung war uns allen anzumerken. Gut gelaunt assen wir um 23.30 Uhr unsere bestellte Pizza, die zwar in der Zwischenzeit kalt geworden war, aber trotzdem fantastisch schmeckte.
Hatten wir am darauffolgenden Samstag eine ähnliche Aufführung wie am Freitag, war der Auftritt vom Sonntag doch recht aussergewöhnlich – es war der Tag der Galavorstellung, die zur Feier des diesjährigen Jubiläums stattfand. Für uns hiess das: weniger Publikum, geladene Gäste, Leute, die viel Geld ausgegeben haben … Der Druck war also ziemlich hoch. Hinzu kam, dass diese Aufführung nicht wie gewohnt um 20 Uhr war, sondern nachmittags um 14 Uhr. Auch dies trug dazu bei, dass die Atmosphäre speziell war.
Gewöhnungsbedürftig war auch, dass das Publikum an Tischen sass und nicht wie gewohnt in Stuhlreihen. Musste man bei einer Pose auf der Bühnentreppe stehen, hatte man das Publikum eigentlich direkt vor sich. Trotzdem wurde es eine gelungene Vorstellung und das Abendessen im Anschluss schmeckte uns nach dem Auftritt umso besser. Mich persönlich freute es an diesem Tag besonders, dass meine Redaktionskollegin Monika zu Besuch war und eine Kritik schrieb (siehe oben).
Lachende und weinende Augen
Nach einer Woche Pause folgte dann das zweite Aufführungswochenende. Die meisten von uns versuchten so gut wie möglich, nicht daran zu denken, dass am Samstag bereits unsere letzte Aufführung stattfinden würde. Wie im Flug verging das zweite Aufführungswochenende und viel zu schnell hatten wir die «Dernière» hinter uns. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass keine Tränen geflossen sind. Kaum hatte sich der Vorhang geschlossen, lagen wir uns alle in den Armen und lachten und weinten gemeinsam. Dafür war jedoch nicht endlos Zeit.
Dernière heisst auch, dass nun alles aufgeräumt werden muss. Nachdem wir also unsere Tränen getrocknet und Gäste begrüsst und wieder verabschiedet hatten, machten wir uns an den Grossputz. Mikrofone säubern, Garderobe putzen, den Saal räumen … Es wurde ein Uhr, bis wir uns endlich auf den Weg zu unserem Partyraum machen konnten. Dort wurde dann angestossen, die gegenseitige Gesellschaft genossen und bis in die Morgenstunden gefeiert.
Momentan befinden wir uns alle im «Musical-Loch». Es ist ein seltsames Gefühl, am Montag nicht mehr in die Proben zu gehen und sich den Kopf über Choreografien zerbrechen zu müssen. Um die Zeit zu überbrücken, werden wir uns aber sicher einige Male treffen, bis es dann im August weitergeht. Spätestens an der Generalversammlung im Mai gibt es ein allgemeines Wiedersehen. Die Zeit fliegt bekanntlich, und so lange uns diese kommenden fünf Monate jetzt vorkommen mögen, so schnell werden sie vorbei sein. Bis es soweit ist, sind es die schönen Erinnerungen an unvergessliche Momente, die uns über den Trennungsschmerz hinweghelfen.