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Kultur
22.02.2023
23.02.2023 09:27 Uhr

M4music – mehr als nur ein Musikfestival

Beim Schiffbau in Zürich wird Ende März am m4music wieder die Musik zelebriert.
Beim Schiffbau in Zürich wird Ende März am m4music wieder die Musik zelebriert. Bild: Giulia Dabala
40 Konzerte auf fünf Bühnen: Am 24. und 25. März wird anlässlich des «m4music»-Festivals rund um den Zürcher Schiffbau die Musik gefeiert. Das Stadtzürcher Festival ist für viele Musiker ein Karrieresprungbrett. Für Musikinteressierte bietet es nebst einer Vielzahl an Konzerten noch weit mehr.

Patrick Holenstein

Zwar ist das m4music ein Branchen- und Networking-Anlass, aber öffentlich zugängig, und gerade das immer gekonnt gebuchte Konzertprogramm lohnt sich. Man kann sich entspannt von Bühne zu Bühne treiben lassen, zwischen den Genres pendeln, neue Musik entdecken, mit anderen musikaffinen Menschen reden und sich herrlich im Sound verlieren. Das m4music «verbindet, fördert, entdeckt» laut der Festivalwebsite. Dabei spielt das Fördern eine grosse Rolle.

Die Demotape Clinic ist die fest etablierte Nachwuchsförderung des m4music und dass das Bedürfnis riesig ist, zeigt ein neuer Rekord: 1144 Demos sind 2023 eingereicht worden. Neu werden Preise in fünf Bereichen vergeben: Die Kategorie «Pop» umfasst auch Singer/Songwriter oder Neo-Folk. «Rock» inkludiert alle Arten von Musik von Indie bis Metal. «Eletronic» steht für House, Techno oder Dubstep. Und die Kategorie «Lyrics & Beats» fasst Hip-Hop, Soul, Funk oder Reggae zusammen. Neu ist die Kategorie «Out of Genre» für New Jazz, Avantgarde oder generell experimentelle Musik.

Buntes Festivalprogramm

Die besten Demos in jeder Kategorie ­werden mit dem Fondation-Suisa-­Award ausgezeichnet, dotiert mit gesamthaft 20 000 Franken. Zusätzlich wird das «Demo of the Year» ausgezeichnet und mit 5000 Franken belohnt. Es gilt also, die Musik zu finden, über die man morgen spricht.

Eine Frau, über die man heute spricht, ist Soukey, die im letzten Jahr «Demo of the Year» gewonnen hat und mit Lo & Leduc unterwegs war. Sie spielt einen Slot im Line-up, das bei Redaktionsschluss noch nicht ganz vollständig war. Weiter dürften Bonaparte Eindruck hinterlassen, das tut die Band um Mastermind Tobias Jundt immer. Am m4music spielen sie mit Kid Simius. Der spanische DJ ist bekannt für die Zusammenarbeit mit Marteria bzw. Marsimoto.

Der Londoner Multiinstrumentalist und Songwriter Ethan P. Flynn gilt als äusserst vielseitig und zählt zu den Acts, die es zu entdecken gilt. Als von Tom Waits oder Simon & Garfunkel beeinflusst bezeichnen sich Do Nothing (UK), klingen dann aber so Indie wie die Arctic Monkeys, mit knackigen Riffs und punktgenauen Harmonien.

Dino Brandão aus Baden wird vom m4music als Clash aus «Jazz und Chamber-Pop, Samba auf Psychedelic Rock und Hip-Hop» bezeichnet. Der Badener ist spätestens seit der erfolgreichen Arbeit mit Sophie Hunger und Faber dick im Geschäft. Mit elegant-fragilen und gefühlvoll arrangierten Popsongs, mal in Mundart und mal auf Englisch, zeigt die Luzerner Songwriterin Tiffany Limacher aka To Athena ihr Talent.

Gigantische Familienzusammenkunft

Die Zürcher Songwriterin Pina Palau kennt das m4music gut: «Seit vielen Jahren gehe ich regelmässig in den Schiffbau zum m4music und höre mir die Konzerte an. Dass ich nun selber mit meiner Band auf der Open-Air-Bühne vor dem Schiffbau spielen darf, freut mich sehr.» Mit ihrer Musik folgt Pina Palau den Spuren von Feist oder Phoebe Bridgers, ohne in ihrem Sound den persönlichen Fingerabdruck zu vergessen.

Für die Zürcher Songwriterin ist das m4music so ähnlich wie eine gigantische jährliche Familienzusammenkunft: «Es ist schön, die netten Cousinen und Cousins zu sehen. Es gibt aber auch die ner­vigen Onkel, bei denen man sich dann freut, dass es wieder ein Jahr geht bis zum nächsten Treffen. Zudem geht es beim m4music als Musikerin natürlich auch ums Gesehenwerden. Wenn man mir dazu eine Bühne anbietet, nehme ich diese Chance gerne wahr», bringt sie das Flair des m4music auf den Punkt. Nebst der Musik auf den Bühnen gibt es da noch die Conferences, jene aufschlussreichen Podiumsdiskussionen über diverse Themen rund um Musik und Kultur, die unverzichtbar für das m4music sind.

Thematisch behandeln die Panels Themen wie den Weg zu einem nachhaltigen Ökonomiesystem in der Musik, Nachhaltigkeit, aber auch wie man Musik im DIY-Vertrieb releasen kann. Es geht auch um die Club Culture, Unterstützung für die LGBTQ-Community in der Musik oder um die Zukunft der Musik aus Anlass von 100 Jahre Suisa. Und Shooting Star Kings Elliot, die auch ein Konzert spielen wird, erzählt von ihrer Erfolgsgeschichte. Wie gewohnt wird also ein breites Themenfeld angeboten, das sowohl für die Branche als auch für generell interessierte ­Besucherinnen und Besucher spannend sein dürfte.

Ob mit Konzerten oder Podiumsgesprächen, selbst beim Small Talk vor dem Schiffbau: Am letzten März-Wochenende wird die Musik im Zürcher Kreis 5 ausgiebig gefeiert. Das m4music ist längst mehr als nur ein Festival und aus der Stadt nicht mehr wegzudenken.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch

Patrick Holenstein