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Kultur
29.09.2022
03.10.2022 10:44 Uhr

Musiker geht mit Velo auf Promo-Tour

«Wenn eine Idee wichtig ist, bleibt sie mir, und sonst war sie zu wenig relevant, um einen Text darüber zu schreiben», sagt der Zürcher Musiker Rob Syzo.
«Wenn eine Idee wichtig ist, bleibt sie mir, und sonst war sie zu wenig relevant, um einen Text darüber zu schreiben», sagt der Zürcher Musiker Rob Syzo. Bild: Lauria Fotografie
Der Zürcher Musiker Rob Syzo hat für sich ein Label gefunden und sein Debütalbum gleich danach benannt. «Akustik Punk» trifft den Nagel ziemlich gut auf den Kopf. Derzeit ist er mit Velo und Gitarre auf grosser Promo-Tour.

Patrick Holenstein

Die Songs auf «Akustik Punk» sind genau das, was der Titel verspricht, und einiges mehr. Rob Syzo hat seinen Stil lange gesucht, hat etwa in Zürich oder Winterthur Strassenmusik gemacht, schon als Kind Schlagzeugunterricht genommen und bis vor kurzem in einer Metalband gespielt. Bis der Endzwanziger gespürt hat, dass die Vision in seinem Kopf in Richtung Solokünstler führt.

«Ich habe mir beim Schreiben immer vorgestellt, wie die Akustik-Version klingen könnte, auch wenn ein Song für eine Band gedacht war», erzählt Rob. Für ihn sei es in einer Band schwieriger gewesen, den Flow für das Texten zu finden. «Jetzt fühlt sich mein Stil viel angenehmer an und vielleicht ist dieser Akustik Punk genau entstanden, weil ich nicht machen konnte, was in meinem Kopf war», ergänzt er.

Vom schönen Song bis zum Sturm

Die acht Songs auf dem Debüt zeichnen künstlerisch ein deutliches Bild davon, was Rob mit seiner Musik erreichen möchte. Es sind bewusst nicht zu kompliziert aufgebaute Melodien, geprägt von der akustischen Gitarre, stilistisch von Punk, aber auch Folk, Country und etwas Pop umweht.

Bei Rob sind die Texte sehr wichtig, meist sozial- bzw. gesellschaftskritisch und oft mit einem guten Schuss Ironie verfeinert. Da geht es um Leistungsdruck im Beruf («Krawattengang»), um nicht ernst gemeinte Floskeln («Ich bin kein Egoist») oder schnell vergehende Trends und was wirklich wichtig ist («Herzstillstand»). Für die Platte hat Rob während eines halben Jahres fünf Songs gezielt geschrieben und zusätzlich drei Songs, die ihm schon länger am Herzen lagen, aufgenommen, um das Album abzurunden.

Einer dieser älteren Tracks sticht aus den acht Songs heraus. Bei «In dieser wunderbaren Welt» öffnet eine entspannte Gitarre den Vorhang, gibt den Blick auf einem perfekten Tag mit perfektem Wetter frei. Strahlende Sonne, blauer Himmel, im Hintergrund die Berge, Kinder spielen und alle lachen. Davon singt Rob mit warmer, dunkler Stimme. Doch dann fallen Wolken über die Idylle herein. Es schleichen sich Abgase, abgeholzte Wälder oder Menschen auf der Flucht in den Vordergrund und auf der künstlerischen Ebene bricht ein Gewitter los, während Rob von hungernden Kindern, Bettlern und Krieg singt.

Fast schon zynisch lautet die rhetorische Frage «Weisst du, wo du das alles sehen kannst?». Es ist die besungene wunderbare Welt. «Ich wollte einen Song schreiben, der schön beginnt und in einem Sturm endet. Wie wenn man das Wetter beobachtet», erzählt Rob und fügt an: «Im Song geht es darum, wie sich die Dinge ändern können. Es gibt megaschöne Dinge, die man sehr geniessen kann. Aber irgendwie machen wir diese dann doch kaputt.»

Mit dem Velo ans Meer und zurück

Man merkt im Gespräch und auch beim Hören der Songs schnell, dass sich Rob viele Gedanken zur Welt macht und seine Beobachtungen in plastische Texte zu ­verwandeln versteht. Bemerkenswert ist seine Einstellung zu Songideen. Wo viele Musiker Inputs notieren und alles fest­halten, bleibt er gelassen. «Wenn eine Idee wichtig ist, bleibt sie mir, und sonst war sie zu wenig relevant, um einen Text da­rüber zu schreiben», begründet er.

Ist die Idee noch da, wenn er zu Hause ankommt, wird vielleicht noch ein Song daraus. Dieser entspannte Hauch von Punk-Attitüde zieht sich durch die künstlerische Identität, die Rob Syzo durchaus zielstrebig und ernsthaft verfolgt. Sie macht konsequenterweise auch vor der aktuellen Promo-­Tour nicht halt. Dafür hat sich der Musiker etwas Spezielles überlegt.

Anfang September hat er einen Kinderanhänger ans Fahrrad gekoppelt, Gitarre, Backpacker-Rucksack sowie Zelt und nötige Utensilien reingepackt und ist losgefahren. Auf die Strasse, wo er seine Songs unmittelbar den Menschen vorstellen möchte. Nur mit grobem Zeitplan, einfach wo ihn die Landstrasse hinführt. «Ich will im Westen von Deutschland bis ans Meer hochfahren, dann nach Osten und wieder runter», sagt Rob. Dabei sind Städte wie Düsseldorf oder Köln, Berlin, Leipzig und München grössere Ziele. Dafür nimmt sich Rob zwei Monate Zeit.

Aber komplett durchtakten lässt sich so eine Tour letztlich nicht. «Ich brauche schon auch Zeit, um zu spielen, und fahre nicht nur mit dem Fahrrad», erklärt er. Und dann gibt es noch Unsicherheiten wie das Wetter oder Sachen, die vorher gar nicht so auf dem Radar waren. So musste Rob bereits nach wenigen Tagen sein stark angeschwollenes Knie schonen und pausieren.

Wenn Rob Syzo von der Fahrrad-/Strassen­musik-Tour zurück ist, ist eine Weihnachtssingle geplant. Etwas weiter in der Zukunft würde Rob gerne in der Schweiz durch Bars und kleinere Lokale ziehen, die Songs live präsentieren und vielleicht auch die eine oder andere Anekdote von der aktuellen Tour erzählen.Die Ideen gehen dem leidenschaftlichen Musiker sicher nicht aus.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch

Patrick Holenstein