Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Stadt Zürich
26.04.2022
11.08.2022 12:11 Uhr

Der Wald im Wandel der Zeit

Bild: Zu Beginn des Parcours durch die Ausstellung im Landesmuseum wird man von Ferdinand Hodlers berühmtem «Holzfäller» empfangen. Bild zvg
Mit der Ausstellung «Im Wald. Eine Kulturgeschichte» nimmt das Landesmuseum seine Besucherinnen und Besucher mit auf eine Wanderung durch die facettenreiche Welt des Waldes.

Der Wald steckt in unserer Sprache, in unseren Märchen und Sagen, er ist wertvoller Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, ist Arbeitgeber, bietet Raum für Erholung und Freizeit. Der Wald prägt unsere Landschaft, ist Leben, Schutz, Nahrungs- und Rohstofflieferant.

Seit dem 19. Jahrhundert wird der Wald durch die wachsende Industrialisierung zunehmend zerstört. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wacht unsere Gesellschaft auf und entwickelt ein neues Verhältnis zu den heimischen Wäldern. Im Vordergrund steht der Schutz vor menschlichen Eingriffen und Zerstörung. Nicht so in anderen Teilen der Welt. Dort sind insbesondere die Regenwälder bedroht.

Die Ausstellung im Landesmuseum zeigt den Wald in Literatur und Kunst. Von den Romantikern als Rückzugsort vom Alltag dargestellt, steht er heute als Mahnmal für unsere aus dem Gleichgewicht geratene Natur. Der Wald braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht den Wald! Die ältesten Fundstücke eines Baumes sind 385 Millionen Jahre alt. Die Menschheit dagegen kommt erst auf 0,3 Millionen Jahre.

Über die Landesgrenzen hinaus

Bäume und Pflanzen sind die Pioniere, die unsere Welt einst erschufen. Gleich zu Beginn des spannungsreichen Parcours durch die Ausstellung werden Besucher und Besucherinnen von Ferdinand Hodlers berühmten «Holzfäller» empfangen. Dieser heroische Mensch, der die Natur bezwingt, wird sich selbst zur grössten Bedrohung werden. Dass dieser «Waldspaziergang» nicht an unserer Landesgrenze haltmachen kann, zeigt das Engagement von Bruno Manser. Manser bricht in den 1980er-Jahren nach Borneo auf, um gegen die Abholzung des Regenwaldes zu kämpfen. Seine Aktion bezahlt er mit dem Leben. In der Schau soll ein aufwendig geschnitzter Baumstamm als Mahnmal gegen die Abholzung an ihn erinnern. Bruno Manser wird seit Mai 2000 in Malaysia vermisst und am 10. März 2005 amtlich für verschollen erklärt.

Paul Sarasin und Johann Wilhelm Coaz setzten sich aus Heimatliebe und mit wissenschaftlichen Motiven für einen globalen Natur- und Waldschutz ein. Der Höhepunkt ihrer Bemühungen führt 1914 zur Gründung des Schweizerischen Nationalparks im Gebiet des Val Cluozza.

Bilderstarke Plädoyers

Von der Antike bis heute gibt es unzählige künstlerische Zeugnisse aus Literatur, Musik und bildender Kunst. In der Ausstellung erzählen Gemälde in allen Grössen und Variationen vom Wald, ebenso Zeichnungen, Fotografien, Dokumentationen. Video- und Hörstationen berichten von Menschen, die sich für den Wald engagieren, von winzigen Schädlingen, die man nur mithilfe einer Lupe erkennen kann, von Forst- und Jagdutensilien und vielem mehr. Die Schau ist ein Geschichtsbuch, man kann es quer lesen oder sich in die einzelnen Epochen vertiefen. Die Fülle und Qualität der Objekte ist beeindruckend. Sie spannen einen Bogen von den archäologischen Zeiträumen bis in die Gegenwart. Wer sich die Ausstellung gründlich anschauen will, muss Zeit mitbringen und gut zu Fuss sein.

Im Innenhof des Landesmuseums kann man auf den Bänken in der «Arena für den Baum» vor oder nach der Ausstellung eine Pause machen. Im Zentrum steht ein kahler Baum, der zum Nachdenken anregt: «Wie ist mein Verhältnis zum Wald? Wie sieht dessen Zukunft aus?» Das Kulturprojekt (zugänglich bis 8. Mai) ist eine Arbeit des Künstlers Klaus Littmann.

Landesmuseum, Museumstr. 2.

Ausstellung bis 17. Juli.

Öffnungszeiten: Di–Sa, 10–17 Uhr, Do, 10–19 Uhr.

www.landesmuseum.ch

Elke Baumann